RE: Owain wird verkauft
Mango hatte mit flinken Äuglein von einem potentiellen Kunden zum anderen geschaut. Ein illustrer Kreis hatte sich um seinen Stand geschart. Einige davon kannte er, weil sie eben stadtbekannt waren: Den Militärtribunen Iulius, den Zivilverwaltungschef Furius, den fetten Plautius, die claudische Jungfer und den claudischen Hausverwalter, der immer mal wieder reinschaute, ob es für die Villa Claudia neue Ware gab. Den jungen blonden Patrizier sah er das erste Mal hier. Die attraktive junge Frau, die seinen Sklaven in Augenschein nahm, hätte er selber gerne mal näher in Augenschein genommen. Er leckte sich über seine Lippen.
Dann hörte er, dass der Furier zweihundert Sesterze bot, und der Militärtribun gleich fünfhundert. Warum so viel für einen Kranzheini? Ob es irgendetwas gab, was er, Mallius Mango, noch nicht mitbekommen hatte? Mangellage bei Kunstschmieden? Lieferkettenschwierigkeiten? Der Schweiß brach ihm aus bei dem Gedanken, dass er geschäftlich nicht auf der Höhe war. Aber das konnte man ändern.
Dann meinte er zu begreifen: Es ging um das Vollweib, das sich für Owain interessierte. Vielleicht war sie eine offizielle Konkubine, eher aber eine Hetäre der Beiden. Sie versuchten also, sie zu beeindrucken.
Mango eilte herbei:
"Edle Herrschaften, willkommen an meinem bescheidenen Kaufstand. Es freut mich, dass mein Kunstschmied Owain hier soviel Anklang findet. Leider hatte ich die Auktion noch gar nicht eröffnet. Ich weiß nicht, ob ihr schon aus Rom die neusten Nachrichten bekommen habt. Es herrscht gerade ein fürchterlicher Kunsthandwerkermangel. Die Preise schießen nur so durch die Decke",
er zog die Mundwinkel nach unten, weil er schon gesehen hatte, dass andere Menschen auf diese Weise Traurigkeit ausdrückten:
"So sehr ich es bedaure: Diese Auktion wird mit siebenhundert Sesterzen eröffnet. Kein As weniger, es tut mir Leid. Doch es ist immer noch viel weniger als man in Rom bezahlen müsste. Also, wer bietet siebenhundert?"
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