RE: Schlafzimmer I (Cubiculum)
Pytheas lachte in sich hinein, dem guten Linos fehlte es an Phantasie. Er selbst hätte eine hervorragende Gefahr für Linos Patron organisiert, vielleicht sogar einen kleinen vorgetäuschten Giftanschlag. Aber Linos wollte nicht. Im Gegenteil, er hatte es plötzlich eilig, zu verschwinden, als wäre ihm Pytheas Vorschlag unheimlich.
Wieder einmal merkte der Medicus, dass seine Erziehung im kaiserlichen Palast ihn irgendwie schräg gemacht hatte, und dass er nicht immer so dachte, wie andere Leute dachten, die ihre Kindheit nicht im Umfeld von Kaiser Nero verbracht hatten.
"Es war keine Unannehmlichkeit", sagte er leise:
"Ich stehe dir gerne zur Seite, Linos, das weißt du. Dafür sind Freunde da. Komm, ich bringe dich noch zur Tür. Dir guten Heimweg"
Aus medizinischer Sicht war nichts dagegen einzuwenden, dass Claudianus Linos nach Hause ging.
Vale bene mein Freund, möge dein Tun immer gesegnet sein, sagte dieser.
Das klang wie ein längerer Abschied. Vermutlich hatte er, Pytheas, Linos gerade als Freund verloren. Aber Linos war nicht der erste Mensch, der aus Pytheas Leben verschwinden konnte, als hätte er nie existiert. Der erste in einer langen Kette der plötzlich Vermissten war seine eigene Mutter gewesen.
Es gab da nur ein Heilmittel: Niemals jemanden zu vermissen.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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