Claudia SabinaIulius Cato hatte mich durchaus noch nicht besänftigt. Ich schaute ein wenig zur Seite und nippte an meinem Saft.
Meinem Onkel Menecrates würde vermutlich der Kinnladen herunterfallen angesichts einer solchen Bitte um sein Einverständnis, das war mir klar.
Mich zu Spaziergängen abholen....eine Claudia holte man nicht zum Spazierengehen ab.
Es galt: Ohne wenigstens verlobt zu sein, war es für eine jungfräuliche Patrizierin ungehörig, sich in der Öffentlichkeit mit einem Mann zu zeigen, der kein Verwandter war.....ja,ja,ja.
(Heute war die Situation ein wenig anders: Iulius Cato war Gast meines Vormunds, und ich war nur höflich)
[i schrieb:Argusrete[/i] sollte wegen der Verlobungsfeier in der Küche aushelfen. Sonst hätte sie das Gespräch schon unterbrochen und mich zur Strafe auf mein Zimmer geschickt.
Ich musste mich an die Reaktionen all meiner Lieblingsheldinnen aus der Geschichte erinnern, um überhaupt antworten zu können: Was hätte Kleopatra gesagt? Was Fulvia? Oder die vergöttlichte Livia Augusta, die sogar um ein paar Ecken....gut, mehrere Ecken....zu meinen Vorfahrinnen zählte?
"Dein Vorschlag, mich zu Spaziergängen abzuholen, wird nicht die Zustimmung des Consulars Claudius Menecrates finden, verehrter Militärtribun", sprach ich und schüttelte lächelnd den Kopf:
"Ich mache Dir einen anderen Vorschlag: Ich hole mein Gefolge, und Du darfst mich in den Garten begleiten",
ich hielt einen der Jungen, es war Bran, das kleine Wiesel, am Ärmel fest: "Bran, bringe mir Anaxarete aus der Küche und Agamedes aus seiner Kammer. Und Linos....", ich unterbrach mich. Linos war mit der Organisation der Gesellschaft bestimmt gut beschäftigt:
"Nein, lasse den Linos besser in Ruhe. Komm du wieder und bleibe drei Schritte hinter mir"
Mein Zuhause, meine Regeln. Da brauchte der Iulius nicht so treuherzig zu gucken
( Hach, dieser Blick aus Xerxes dunklen schönen Augen. Er erinnerte mich an meine kleinen Halbbrüder, die Hateriusse in Alexandria. Der Blick, nicht die Augen, meinte ich. Da habe ich ihnen immer durchs Haar gewuschelt und ihre Proteste ignoriert)
Das Lächeln erfror Iulius, bei den Worten Sabinas, im Gesicht. Immer diese sittenstrengen Patrizier. In der Öffentlichkeit stets das wahre ICH verbergen. Mit gerunzelter Stirn entdeckte er, wie sich hinter ihnen ein kleines Gefolge einstellte. Ja und da war ja auch der kleine Bursche, er gehörte also in diesen Haushalt. Gut zu wissen. Damit war er im Augenblick ein wenig ausgesöhnt.
Krampfhaft bemüht jede Berührung vermeidend, wies Cato mit einer Geste in Richtung Garten. „Bitte zeig mir euren Garten. Trägt er deine Handschrift? Bestimmt bist du auch in der Pflanzenkunde sehr bewandert."
Schon wandelte der kleine Zug in der großzügig angelegten Gartenanlage. Leider bot der winterliche Garten nicht so anheimelnden Winkel, in den man doch vielleicht, eventuell, ein trautes Plätzchen finden konnte. Energisch wischte er mit einer Handbewegung einen kleinen Zweig vor deinem Gesicht zur Seite. „Xerxes würde so gerne mehr Zeit mit dir verbringen. Zeit in der von deinen Vorstellungen der Zukunft hören würde. Ich finde dass hier immer so hinderlich. Schau dir doch Furius an. Wie vorbildlich stellt er sich in der Öffentlichkeit dar. Seine ach so brave Serena ahnt nichts von seinem Leben. Und ich....? Stets in der öffentlichen Kritik.“ Er machte eine Pause. „Du würdest mir doch sagen, wenn dir etwas an mir missfällt“. In einem seltsamem bittenden aber auch flehenden Ton kam es heraus. „Du Sonne meines Lebens, ohne die ich nicht mehr leben kann und will. Ich würde dich auf Händen tragen, hier und jetzt, wenn man mich nur ließ.“ Hastig Stieß er die Worte hervor. "Sag mir einen Wunsch und ich erfülle ihn dir.“