(03-26-2023, 09:56 AM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Ich musste nicht lange auf ihre Fragen warten und das, was sie fragte, überraschte mich auch nicht sehr. Alles, was man über den Mann wissen sollte, den man heiraten würde. Dazu gehörte natürlich in erster Linie das Alter. Darin konnte ich sie beruhigen, denn mit meinen siebenundzwanzig Jahren, war ich noch relativ jung.
"Siebenundzwanzig! Im Sommer werde ich achtundzwanzig. Ich hoffe, das ist nicht zu alt für dich," meinte ich scherzeshalber. Dann kamen bereits die nächsten Fragen, die meine Familie betraf. Über Priscas Familienverhältnisse wusste ich ja inzwischen zur Genüge Bescheid.
"Meine Mutter, Naevia Calida, lebt noch bei mir in der Casa. So wie ich sie kenne, wird sie dich sicher gerne vorher kennenlernen. Aber keine Angst, sie ist eigentlich eine sehr nette Frau. Mein Vater ist leider vor zwei Jahren gestorben. Und ja, ich habe noch eine jüngere Schwester. Calista heiß sie. Allerdings ist sie schon verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Rom. Offenbar bin ich inzwischen auch schon Onkel eines kleinen Jungen, den ich allerdings noch nicht kennengelernt habe. Ansonsten leben noch eine Handvoll Sklaven in der Casa. Und nein, ich war noch nie verheiratet." Dass dies nicht alle Fragen waren, die sie beschäftigten, konnte ich ihr ansehen. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum und schaute auf ihre Hand, die noch immer in meiner lag. Offenbar eine Frage, die ihr nicht so leicht über die Lippen kommen wollten. Doch schließlich kam dann die Frage aller Fragen, zumindest ansatzweise. Mein Lächeln schwand ein wenig. "Du meinst, warum ich dich zur Frau haben möchte? Warum nicht? Du bist freundlich und offen und vor allem bemittleidest du mich nicht." Aber auch mir lag eine Frage auf der Zunge. Mir war klar, dass ich nicht der Traum aller jungen Mädchen im heiratsfähigen Alter war. Und sicher ging ihr Traumman auch nicht an Krückem oder musste von Sklaven gestützt werden, damit er nicht einfach hinfiel.
"Möchtest du denn meine Frau werden?" Natürlich spielte ihr Wille in dieser Sache kaum eine Rolle, denn dass sie meine Frau werden würde, war inzwischen beschlossene Sache.
Fast achtundzwanzig also. Prisca schüttelte den Kopf, als er fragte, ob das zu alt wäre. Gut, das war schon deutlich älter als sie, aber sie hatte ehrlicherweise befürchtet, eher einen Man um die Vierzig irgendwann heiraten zu müssen, und Lartius Flaccus wäre ja auch schon 23 Jahre alt gewesen. Fünf Jahre mehr war älter, aber nicht so viel, als dass sie Angst deshalb haben würde.
Sie hörte zu, als er von seiner Familie erzählte. Er war also mit seiner Mutter allein, und die würde Prisca kennenlernen wollen. Prisca graute es jetzt schon davor, denn sicher wäre Merulas Mutter nicht so blind und würde all die vielen Makel bei ihr deutlich sehen. Wahrscheinlich würde sie ihm dann die Hochzeit auch ausreden. Und dann? Prisca graute es noch mehr davor, was ihr Bruder dann tun würde, wenn schon die zweite Verlobung bei ihr platzen würde. Auch wenn sie letztendlich gar nichts dafür konnte, denn es hatte sie ja niemand gefragt.
Seine Erklärung, warum er sie wollte, war überraschend für sie. Weil sie kein Mitleid mit ihm wegen seinem Bein hatte. So einfach war das also? Einfach nur das genügte ihm? Irgendwie wäre ihr lieber gewesen, er hätte doch gesagt, dass er sich verliebt hatte, denn diese Erklärung klang so, so…
unromantisch wie sonst noch etwas. Und auch, wenn Prisca wusste, wie sie aussah und Romantik nie für sich beanspruchen könnte, war das hier doch irgendwie sehr überraschend, so dass ihr auch nur ein
“Oh“, als Antwort einfiel.
Und dann fragte er sie, ob sie ihn heiraten wollte, und brachte Prisca damit ganz aus dem Konzept. Sie schaute auf, als stände Iuppiter persönlich vor ihr und wolle sie prüfen, während sie verzweifelt überlegte, was ein Mädchen auf so eine Frage antworten sollte.
(03-26-2023, 09:56 AM)Lucretia Serena schrieb: Ich hatte mich ganz in Blau gekleidet, um natürlich die Farbwahl meines Verlobten Furius Saturninus zu emulieren und war mit Sabina, einem Leibwächter und unseren Privatdienerinnen zum Rennen erschienen. Ich war natürlich schon stolz darauf, dass mein zukünftiger Ehemann am Rennen teilnahm, aber es war auch schrecklich waghalsig und ich platzte halb vor Angst. Als das vermaledeite Rennen endlich vorbei war, konnte ich wieder ein wenig durchatmen und jubelte - gemäßigt und züchtig natürlich - Saturninus zu, der den Sieg bestimmt mehr als dieses Keltengör verdient hatte, das sich lieber um Kind und Kegel kümmern sollte. Ob das überhaupt gerecht war? Das Mädel wog soviel wie ein Kind...da lief der Gaul ja quasi ohne Last.
Ich hoffte, dass Saturninus für den zweiten Teil auf die Tribüne kommen würde, aber bis dahin sah ich mich einmal um. Ich war so versunken in das Rennen gewesen und Prisca und Corona hatte ich vorhin nur knapp begrüßt, aber diese schienen nun in einem dicken Knäuel zu stecken und Prisca zu gratulieren. Ich beschloss einfach mal rüber zu gehen, als ich schon Corona hörte, die Prisca reichen Kindersegen wünschte. Was da wohl gerade passiert war? Gestern war sie definitiv noch nicht verlobt gewesen - da war sie ja noch auf meiner eigenen Verlobungsfeier. "Accia, höre ich da richtig. Gesellst du dich in den Club der Bräute?" rief ich fast freudig in die Runde.
Zum Glück rettete mich Lucretia Serena davor, etwas peinliches zu sagen, denn just in diesem Moment fragte sie mich, ob sie das mit der Verlobung richtig gehört hätte. Ich war ihr so dankbar, dass ich sie am liebsten umarmt hätte, aber natürlich ging das hier und jetzt nicht.
"J-ja, anscheinend. Der ehrenwerte Sabinius Merula hat um meine Hand angehalten, und mein Bruder hat dem zugestimmt", antwortete sie und ließ dabei die peinlichen Details, die Serena sicherlich spätestens in der Therme zu hören bekäme, aus.
"Lucretia Serena, darf ich dir Marcus Sabinius Merula vorstellen?" übernahm Prisca dann auch gleich die Vorstellung, da ihr Bruder natürlich immer noch verschwunden war und sie sonst ja niemanden hatte, der diese Aufgabe übernehmen hätte können. Wobei ihr Bruder das wahrscheinlich ohnehin nicht getan hätte, da er Lucretia Serena ja nicht einmal kannte.