(03-25-2023, 05:22 PM)Accia Prisca schrieb: Es gab ungefähr eine Million Dinge, die Prisca gerne fragen wollte. Warum? Warum sie? Warum kein anderes Mädchen? Ein hübscheres? Ein reicheres? Ein hübscheres UND reicheres? War es wegen seinem Bein? Oder hatte sie irgendetwas gesagt oder getan, weshalb er glaubte, er müsse das tun? War es wegen ihrem Bruder? Die Möglichkeit, dass er sich tatsächlich in sie verliebt haben könnte, schloss Prisca kategorisch aus. Das war einfach so absurd, dass es nicht sein konnte. Aber welchen grund hatte er dann?
Prisca wollte aber nicht so mit der Porta ins Vestibulum fallen und suchte unter den Millionen Fragen erstmal nach unverfänglichen. “Wie alt bist du?“ fragte sie also erst einmal. Nicht, dass das tatsächlich eine Rolle spielen würde, das wusste sie ja selber, dass eine Frau sich das nicht aussuchen durfte, aber sie wollte es wenigstens wissen. “Und hast du noch weitere Familie? Geschwister oder sowas? Wer wohnt alles in deinem Haus? Werde ich deine Familie vor der Hochzeit kennen lernen, doer erst danach? Warst du schon einmal verheiratet?“ Er war bei der Legion gewesen, weshalb es möglich war, dass er noch nie verheiratet war. Aber auszuschließen war es nicht. Vielleicht hatte er auch schon fünf Kinder. Woher sollte Prisca das denn wissen?
Sie kaute etwas unruhig auf ihrer Unterlippe herum und schaute hypnotisiert auf ihre Hand, die in seiner lag. Ihre Hand sollte – wie alles an ihr – kleiner sein. Zierlicher. Oh, Prisca war dünn, sehr sogar, und flach. Aber eben nicht das, was man zierlich nennen würde. Eher… wie ein Holzbrett. Sagten zumindest alle. Dünn, aber stabil.
“Gibt es einen Grund, warum du…?“ Nein, sie konnte die frage nicht stellen. Sie traute sich nicht, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie die Antwort darauf überhaupt wissen wollte.
Ich musste nicht lange auf ihre Fragen warten und das, was sie fragte, überraschte mich auch nicht sehr. Alles, was man über den Mann wissen sollte, den man heiraten würde. Dazu gehörte natürlich in erster Linie das Alter. Darin konnte ich sie beruhigen, denn mit meinen siebenundzwanzig Jahren, war ich noch relativ jung.
"Siebenundzwanzig! Im Sommer werde ich achtundzwanzig. Ich hoffe, das ist nicht zu alt für dich," meinte ich scherzeshalber. Dann kamen bereits die nächsten Fragen, die meine Familie betraf. Über Priscas Familienverhältnisse wusste ich ja inzwischen zur Genüge Bescheid.
"Meine Mutter, Naevia Calida, lebt noch bei mir in der Casa. So wie ich sie kenne, wird sie dich sicher gerne vorher kennenlernen. Aber keine Angst, sie ist eigentlich eine sehr nette Frau. Mein Vater ist leider vor zwei Jahren gestorben. Und ja, ich habe noch eine jüngere Schwester. Calista heiß sie. Allerdings ist sie schon verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Rom. Offenbar bin ich inzwischen auch schon Onkel eines kleinen Jungen, den ich allerdings noch nicht kennengelernt habe. Ansonsten leben noch eine Handvoll Sklaven in der Casa. Und nein, ich war noch nie verheiratet." Dass dies nicht alle Fragen waren, die sie beschäftigten, konnte ich ihr ansehen. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum und schaute auf ihre Hand, die noch immer in meiner lag. Offenbar eine Frage, die ihr nicht so leicht über die Lippen kommen wollten. Doch schließlich kam dann die Frage aller Fragen, zumindest ansatzweise. Mein Lächeln schwand ein wenig.
"Du meinst, warum ich dich zur Frau haben möchte? Warum nicht? Du bist freundlich und offen und vor allem bemittleidest du mich nicht." Aber auch mir lag eine Frage auf der Zunge. Mir war klar, dass ich nicht der Traum aller jungen Mädchen im heiratsfähigen Alter war. Und sicher ging ihr Traumman auch nicht an Krückem oder musste von Sklaven gestützt werden, damit er nicht einfach hinfiel.
"Möchtest du denn meine Frau werden?" Natürlich spielte ihr Wille in dieser Sache kaum eine Rolle, denn dass sie meine Frau werden würde, war inzwischen beschlossene Sache.