RE: Das Gemach von Ti. Furius Sat. (Cubiculum)
"Stellas Sklavin ist ein Bad nehmen und sich umziehen gegangen. Man soll mir nicht nachsagen, dass ich das Eigentum meiner Cousine zu Schanden kommen lasse", erwiderte Saturninus und schaute Gabinia Clara in die Augen:
"Meinst du es ernst, wenn Du mich lieber Nachbar nennst?", fragte er: "So nimm Platz, werte Nachbarin. Kann ich dir etwas bringen lassen, ein wenig Gewürzwein und Kuchen vielleicht?", er grinste ein wenig:
"Du hast Mut, hierher in die Höhle des Löwen zu kommen. Oder ist es nicht Mut, sondern Nachlässigkeit? Du bist eine unverheiratete junge Frau, und ich ein Fremder für deine Familie. Es ist schon dunkel draußen. Würde dein Vater uns zusammen sehen, hätte er das Recht, Dich zu töten. Aber der Herr Papa, der Flottenveteran ist ja weit weg, nicht wahr?"
Über den alten Gabinius wusste Saturninus wegen des Militärdiploms Bescheid:
"Kommst du wirklich nur wegen Sylvana? Oder kommst du, etwas zu finden, von dem du vielleicht noch gar nicht weißt, dass du es suchst?", er warf einen bezeichnenden Blick auf die schmale Figur unter dem weißen Hasenpelz. Etwas reizte ihn an Claras Schönheit. Vielleicht weil sie so unverbrüchlich zu Gabinius Secundus stand, und er sich den Gabinier weit weg auf den Mond wünschte. Gabinius hatte ihm Stella weggenommen, und er wünschte sich, den Gabinier genauso ins Herz zu treffen. Mochte er auch fühlen, wie es war, wenn man etwas, das man liebte, gestohlen bekam.
Saturninus stand jedoch nicht auf, obwohl er auf dem Sprung saß, sondern stützte nur die Hände auf seine Knie. Er war froh, dass die Besucherin nichts von seinen Vergeltungsgedanken zu ahnen schien. Er konnte sich aber auch beherrschen. Doch hätte sie mit einer kleinen Bewegung gezeigt, dass sie Angst vor ihm hatte, hätte er sich seine Rache vielleicht genommen. Ohne dass es Clara wusste: Ihre Furchtlosigkeit rettete sie, denn sie flößte dem Patrizier widerwilligen Respekt ein.
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