RE: Überraschung!
Ich lachte, als er meinte, ich wäre ihm lieber als Diogenes. “Oh, eines steht fest: Ich wäre eine sehr schlechte Kynikerin. Kein Schmuck, kein bequemes Bett und noch nicht einmal ein Bad? Nein, ohne mich“, meinte ich lachend. Aber es stimmte auch. Es gab Dinge, da zog ich eine Grenze, und ungebadete Leute waren ganz definitiv jenseits eben dieser Grenze. Unter anderem ein Grund, warum ich meine Klientel nur aus einem bestimmten Personenkreis bezog und wohl lieber Hunger leiden würde, als mich derart zu erniedrigen. Mir fiel wieder dieser dreckige Kerl ein, mit dem Narcissus zu Gange gewesen war und ich musste ein Schaudern unterdrücken. Nein, es gab Dinge, die tat ich einfach nicht.
Er suchte Körperkontakt, denn ich auch gerne gewährte, und ich lehnte mich ein wenig in seine Richtung, so dass auch mein Arm leicht an seinen Körper gepresst wurde. Mit dem vielen Stoff einer Toga zwischen uns hätte meine Hand allerlei Dinge anstellen können, die niemand auf dem Forum gesehen hätte. Aber das war irgendwie zu trivial und gewöhnlich. Stattdessen genoss ich seinen Handkuss und hielt seine Hand bei mir auf meinem Schenkel, ein Ort, der bei einer anständigen Römerin sicherlich mehr als verboten war, noch dazu vor aller Augen. Mich aber durfte er berühren und mir offen Bewunderung und Zuneigung – und Begehren – zeigen, ohne dass irgendwer sich daran stören würde. Es waren schon seltsame Konventionen, die die römischen Ehefrauen immer und überall zu Zurückhaltung zwangen, meinereins aber erlaubte, so exhibitionistisch wie wir wollten mit unseren Gefühlen zu sein. Selbst wenn die zu großen Teilen von meinem Berufsstand vorgetäuscht wurden.
“Du willst mir noch mehr schenken? Du verwöhnst mich“, schnurrte ich ihm entgegen, als er vorschlug, auch noch Becher zu kaufen. “Und dabei habe ich noch überhaupt nichts getan, um so ein Geschenk zu verdienen.“ Ja, das war für ihn eine Steilvorlage, um für sich einen Gefallen dafür einzufordern. Wie gesagt, Kundenbindung war wichtig, und er sollte nicht das Gefühl haben, ich würde ihn ausnutzen.
“Aber eigentlich habe ich mich nur gefreut, dich wieder zu sehen, und hoffe, dass du ein wenig Zeit hast. Und dann könnten wir ja sehen, wohin der Wind uns treibt, während du mir von deinem Tag erzählst?“ Ich lehnte mich noch ein wenig näher zu ihm, so dass ich mit ihm flüstern konnte, und außerdem mein Mund verführerisch nahe an seinem war. “Und vielleicht bläst uns dieser Wind ja uns beide noch an einen bequemeren Ort? Bei mir… oder bei dir? Mit einem schönen Bad vielleicht... oder etwas Wein?“ Ich wusste nicht, ob er mich auch zu sich mit nach Hause nehmen würde, denn eigentlich versuchte er ja seinem Zuhause und dem Stress dort in meinen Armen zu entkommen. Andererseits gaben Männer auch gerne mit ihrem Reichtum an, und solange er noch unverheiratet war, konnte er das gefahrlos tun, ohne Eifersuchtsszenen heraufzubeschwören, wenn er denn wollte.
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