RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
“Nein, sowas kann ich nicht. Um ehrlich zu sein, die meiste Zeit habe ich überhaupt keine Ahnung, was mir die Götter oder sonst jemand sagen will. Heute war so ziemlich das erste Mal, dass ich aufgewacht bin und wenigstens eine Ahnung hatte, was die Botschaft sein sollte“, gab ich zu, als sie von der Frau aus ihrem Dorf erzählte.
Sie fragte nach der rothaarigen Frau. Ich überlegte, wie ich das erklären konnte, wo ich selber doch so wenig wusste. “Ja. Sie ist einfach da, im Wald. Ich hab keine Ahnung, wer sie ist. Caradoc meinte mal, dass es meine Mutter wäre, aber… keine Ahnung, ich weiß nicht mehr, wie meine Mutter aussah, aber es fühlt sich nicht so an, als wäre sie meine Mutter. Die hatte zwar auch rote Haare, aber… ich glaube nicht, dass sie meine Mutter ist.“ Ich hoffte es zumindest ganz schwer, sonst wäre mein Traum vor einigen Wochen wirklich verstörend.
Das Nähen war mehr als unangenehm, aber ich biss die Zähne zusammen und jammerte nicht rum. Es dauerte ja auch nicht so lange, und als Niamh endlich fertig war, konnte ich sehen, dass sie wirklich sauber gearbeitet hatte. Die Narbe würde schön gerade werden, sofern sie sich nicht entzündete. Und eben deshalb griff ich jetzt nach der vorbereiteten Kräuterpaste und schmierte sie auch großzügig über die Wunde. Es stach ein wenig, aber danach setzte der erhoffte, betäubende Effekt ein und ich atmete erst einmal durch.
“Zeig nochmal deinen Hals und lass mich da auch ein wenig draufschmieren“, bat ich sie. Die Wunde von dem Messer war glücklicherweise kaum mehr als ein Kratzer, aber auch die konnten eitern, weshalb ich vorsichtig, um ihr nicht weh zu tun, etwas von der Paste auftrug.
Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, dass ich eine Verbindung zu den Göttern hatte. Ja, vielleicht war das so, und wahrscheinlich sollte das so sein. Immerhin war ich Druide, irgendwie zumindest. Da wäre das ja auch angebracht. Ich zuckte mit den Schultern. “Vielleicht.“
Ich sah mich um und richtete mich auf. “Die Typen müssen hier irgendwo noch Pferde haben. Die Schuhe sind zu sauber für Wanderer. Holst du unser Pferd und packst zusammen? Dann kümmere ich mich um die beiden und dann schauen wir nach den Pferden, und dann reiten wir zu den Priesterinnen. Dann bist du mich auch los“, meinte ich aufmunternd. Nein, ich nahm es ihr nicht übel, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, auch wenn die Situation gerade hier uns irgendwie näher gebracht hatte. Aber das, was sie wollte, brauchte und verdiente, das konnte ich ihr einfach nicht geben. Und da war es vielleicht besser, wenn sie ihr neues Leben ohne mich gestalten würde. Und weitab von Erwan.
Ich machte mich also daran, den Typen noch aus der Höhle zu schleifen und beide auszuziehen. Die ohnehin ruinierten Kleider zerschnitt ich einfach, aber die Stiefel waren ganz ordentlich und brauchbar. Schmuck trugen sie keinen, aber die Waffen und alles andere nahm ich ihnen an, öffnete sie für die Tiere und ließ sie dann liegen. Die blutigen Lumpen warf ich ins nächste Gebüsch.
Wir mussten auch nicht lange suchen, bis wir die Pferde fanden. Zwei brave Tiere, nur leicht bepackt. Allzu weit von ihrer Heimat konnten sie nicht entfernt sein. Aber ich sprach es jetzt nicht an, um Niamh nicht wieder zu beunruhigen. Wenn wir bei den Priesterinnen waren, konnten wir darüber reden. Aber erst einmal hatte sie so ihr eigenes Pferd.
Falke
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