RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Meine Gedanken waren noch durcheinander, als der Rausch langsam nachließ und das Pochen in meiner Brust stechender wurde. Ich merkte, wie meine Hände leicht zu zittern anfingen und bewegte meine Finger, um es zu unterdrücken. Niamh sollte es nicht bemerken, ich schämte mich ein wenig für diese Schwäche. Auch wenn ich nicht kaltblütig sein wollte, wollte ich genauso wenig, dass sie dachte, dass es mir etwas ausmachte. Widersinnig, ich weiß.
Und dass sie versuchte, mich zu beruhigen, machte es nicht unbedingt besser. Ich riss mich zusammen und schüttelte den Kopf, um wieder klarer zu werden. “Du meinst, die gehören zu Erwan?“ fragte ich, auch um mich selbst abzulenken, als sie meinte, schuld sei ein alter Mann. Ich wüsste zumindest nicht, wen sie sonst meinen könnte.
Sie wollte meine Verletzung sehen, und eigentlich wollte ich erst alles erledigt haben, ehe ich mich darum kümmern wollte. Aber auf der anderen Seite war ich zu müde, um zu diskutieren und zu streiten, und es machte jetzt nicht wirklich einen Unterschied. So langsam wurde der Himmel auch ein klein bisschen heller, vielleicht sah sie ja sogar etwas. Oder sie machte noch einmal feuer. Was auch immer.
Ich löste meinen Gürtel und machte mich daran, die Tunika auszuziehen. Mit dem ganzen Stoff würden weder sie, noch ich irgendetwas sehen und im Zweifelsfall klebte der Stoff dann nur fest. Aber es ging schwerer, als gedacht, vor allen Dingen, da ich erst jetzt merkte, dass ich noch die Axt hielt. Ich machte sie und das Schwert kurz an der Tunika des toten Räubers sauber und legte sie beiseite und versuchte es noch einmal, aber auch jetzt musste Niamh mir helfen, damit es unfallfrei über die verletzte Schulter ging. Ich zischte ein wenig, als die Tunika über meinen Kopf gezogen wurde, weil es in der Schulter stach.
Als ich an mir herunter schaute, sah ich das Blut, das vom Schnitt meine Brust hinunter lief und langsam anfing, zu trocknen. Der Schnitt war nicht gefährlich, aber so tief im Muskel, dass es wohl zwei oder drei Stiche brauchte, um es ordentlich zu nähen. Verdammter Mist. Ich hoffe, es war kein Stoff mehr in der Wunde, damit sie nicht eiterte.
Sie stand vor mir und schaute, und fragte auf einmal, wer er war. Keine Ahnung, ob ich einfach nur zu müde war oder das Lügen leid war oder noch zu durcheinander und aufgewühlt, aber ich antwortete, ohne darüber nachzudenken. “Der Herr der wilden Dinge. Er, der Leben schafft. Er war da, auf der spiegelnden Ebene, aber ich habe erst nicht verstanden, was er mir sagen wollte. Sie sagen nie, was sie wollen, keiner von ihnen.“
Ich tastete vorsichtig nach der Wunde und zog leicht die Lefzen hoch. “Das muss genäht werden, fürchte ich.“
Falke
|