Marcus Accius Florus unterdrückte ein Zucken seiner Mundwinkel und schaute einen Moment nur streng zwischen Sabinius Merula und seiner Schwester hin und her. Als guter Bruder hätte er sicher darauf aufmerksam gemacht, dass der Mann verkrüppelt war und seine Schwester besseres vom Leben erwarten sollte. Und es stellte sich auch die Frage, ob sie unter diesen Umständen ihre Pflicht als Ehefrau denn erfüllen konnte und mit ihm Kinder bekommen konnte. Aber Florus war kein guter Bruder und dachte nur eines: Er wurde mit einem Schlag seine Spielschulden und die ungeliebte Schwester los, und niemand würde ihn dafür tadeln können, sie an einen Krüppel gegeben zu haben, wo dieser ihn doch geradezu dazu erpresste. Was auch immer Merula in dem Pferdegesicht sah, es war ganz sicher, dass er da wohl der einzige war, der das sah.
“Nun, vorausgesetzt, du gewinnst, sollen meine bisherigen Schulden ihre Mitgift sein. Einverstanden.“ Und auf einmal war verlieren überhaupt nicht mehr schlimm.
Accia Prisca hingegen verstand gar nicht, was hier gerade passierte. Abgesehen davon, dass sie niemand um ihre Meinung gebeten hatte – wovon sie ehrlicherweise auch nicht ausgegangen war – hatte sie wirklich keinerlei Anhaltspunkte dafür gesehen, dass Sabinius Merula sie heiraten wollte, und das auch noch am besten sofort, so wie es sich anhörte. War sie denn dann jetzt verlobt? War das hier offiziell? Oder war sie nur durch einen sehr grausamen Scherz gerade zum Wetteinsatz zwischen zwei Soldaten verkommen?
“Ich muss erst ein Kleid weben“, meinte sie völlig perplex, weil irgendwie dieser eine Gedanke, dass sie kein Brautkleid hatte, das einzige war, an das sie sich gerade klammern konnte. Sie schaute wieder hinüber zu Sabinius Merula und die vielen, vielen Fragezeichen in ihrem Gesicht waren wohl gar nicht zu übersehen. Warum von all den Frauen in Iscalis wollte er sie? Nur weil sie seine Wachstafel gefunden hatte? Oder dachte er, er könne nichts besseres erwarten, wegen seinem Bein? Im Grunde kannte er sie doch gar nicht, und sie ihn auch nicht.
“Sind wir jetzt verlobt?“ fragte sie ihn mit dünner Stimme, da sie wirklich nicht wusste, was hier gerade passiert war.