RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Ich schwieg, wie so oft. Ich wusste nicht, was ich zu ihrer Frage sagen sollte. Wie so oft war ich kurz davor, etwas zu ihr zu sagen, sie endlich aufzuklären, warum ich damals in dieser Gasse in Alexandria gewesen war, warum ich bei ihr geblieben war. Alles. Aber ich konnte es nicht. Es würde ihr Schmerz zufügen, großen Schmerz, und wahrscheinlich würde sie mich hassen. Sie war jetzt schon verletzt, und ich wollte diese Verletzung nicht noch schlimmer machen. Sie musste es nicht wissen.
Es genügte, dass ich die Bilder vor mir sah, wenn ich meine Augen schloss. Vitellius, der auf seine Legionäre einsprach, der irre Glanz in deren Augen, diese vollkommene Sinnlosigkeit der ganzen Situation. Die zerrissene Tunika des Consulars. Keine Ahnung, warum mir die nicht aus dem Kopf ging. Der Blick, als ich ihm auf die Beine half, dieser starke Griff um meinen Unterarm. Beschütze sie. Bitte. Sag ihr, dass es mir leid tut. Dass mir alles so leid tut... Ich schüttelte kurz leicht den Kopf, um die Geister zu vertreiben. Normalerweise waren sie still, seit ich auf sie aufpasste. Nur wenn ich gezielt an etwas aus der Vergangenheit dachte, waren sie wieder da, und wenn ich nicht aufpasste, kamen sie alle. Alle Augen, alle erstickten oder auch nicht erstickten Schreie, die Hände, die Gesichter. Nein, ich konnte das jetzt nicht gebrauchen.
Corona machte noch einmal klar, dass sie mich nicht wollte, und ich war mir nicht sicher, was ich darüber fühlte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich auch gar nicht darüber nachdenken wollte, wie ich die meiste Zeit nicht darüber nachdachte, was ich wollen oder fühlen könnte. Sowas behinderte nur und ich durfte mir Ablenkungen nicht leisten.
Trotzdem fragte ich mich einen Augenblick lang, ob ich eifersüchtig sein könnte, als sie so direkt fragte, was schlimm an einigen freunden wäre. Und das schlimme war: Ich wusste die Antwort nicht. “Daran ist nichts schlimm“, sagte ich ruhig und stand wieder auf, um den Abstand zwischen uns beiden wieder herzustellen, damit sie sich nicht weiter bedrängt fühlte. Denn eines war ganz klar, dass ich ihre Grenzen unter allen Umständen einhalten würde und niemals von meiner Seite aus überschreiten würde.
“Wenn du zu der Verlobungsfeier gehen möchtest, dann werden wir gehen. Sollte der Iulier dir wieder Avancen machen, bitte ich nur darum, dass du sie höflich zurückweist, und mir bei anderen Verehrern die Gelegenheit gibst, sie und ihren Hintergrund zu prüfen. Wobei es mir durchaus lieber wäre, wenn es eher Freundinnen werden würden. Das wäre zumindest deinem Ruf auch zuträglicher, solange du unverheiratet bist.“ Ja, vielleicht war ich tatsächlich etwas eifersüchtig. Ich sollte das besser beobachten und gegebenenfalls abstellen.
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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