RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Natürlich nahm sie meinen Einwand nicht gut auf. Sie schimpfte ziemlich ausgiebig, dass sie ja schon nur das allernötigste tat und sich mehr an die Frauen hielt, auch wenn ich das dezent anders sah. Aber gut, sie war noch nicht so alt, als dass sie einfach nur einsam vor sich hinleben könnte, und wir waren jetzt wirklich schon lange miteinander unterwegs. Und es war jetzt nicht so, als ob ich darauf geachtet hätte, was sie tat oder auch nicht tat, und im Allgemeinen hatte ich auch wenig Ahnung davon, was Frauen taten oder auch nicht taten. Aber es war eine lange Zeit. Und ich war doch auch lange genug mit Frauen wie Poppea Sabina in meinem Leben konfrontiert gewesen, dass ich wusste, dass Frauen bei weitem nicht so sexuell abgeneigt waren, wie die Schriftsteller uns glauben machen wollten.
Ich ließ sie ausgiebig schimpfen und den verdünnten Wein trinken, ließ sie mich auf diese Art ansehen, die die meisten Männer wohl erweicht hätte, und sagte nichts dazu. Ich sollte etwas sagen. Ich sollte sogar viel sagen. Ich wollte sie doch einfach nur beschützen. Warum machte sie mir das so schwer?
Als sie dann aber auf den Iulier zu sprechen kam, wurde ich doch wieder etwas strenger. “Der ist kein Mann für dich“, sagte ich bestimmt. Wahrscheinlich machte ich ihr Interesse damit nur noch schlimmer, einfach, weil sie grundsätzlich gerne das tat, was ich für die schlechteste Idee hielt. Aber das meinte ich wirklich sehr ernst.
“Ich kann noch Erkundigungen anstellen, in welchem Verhältnis er zu welchen Familien in Rom oder auch hier steht, aber glaube mir: Du willst den Mann nicht.“ Ich wollte ihr jetzt nicht unbedingt erläutern, dass der Kerl sich beim Pferderennen vor aller Augen von seinem Sklaven hatte befriedigen lassen, solche Details musste sie nicht wissen. Aber mir war sehr klar, dass dieser Mann nicht gut genug für sie war. Wobei da wohl sehr wenige Männer in die Definition fallen dürften, die ich als geeignet ansehen würde.
Ich atmete noch einmal tief durch und fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. Keine Ahnung, wie ich das sagen sollte, ohne dass sie mich gleich ansprang oder aber unser Verhältnis zueinander doch einen Schaden nahm. Aber angesichts der Alternativen sah ich wenig Möglichkeit, sie zu beschützen, wenn sie so… sehnsüchtig war.
“Also, wenn es nur der körperliche Aspekt ist, den du vermisst… dafür gäbe es Lösungen.“
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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