RE: Equirria - Pferde- und Wagenrennen zu Ehren des Mars - Zuschauerränge
Sie fasste etwas Mut und hob ihr Gesicht. Eine ganze Weile hielt ihr Blick stand. Ich wünschte ich hatte wieder mit ihr allein sein können, denn ich begriff nun langsam, wie ihr Bruder wirklich zu ihr stand. Dabei war ich stets von mir und meinem Verhältnis zu meiner eigenen Schwester Calista ausgegangen, die ich über alles liebte. Sicher, Florus war sehr viel älter als Prisca. Er war bereits erwachsen gewesen, als sie noch ein Kind war und er hatte deswegen gewiss nicht diese Verbindung zu ihr, wie ich sie zu meiner Schwester hatte.
Ich wollte ihre Hand nehmen, aber im Beisein ihres Bruders war das keine gute Idee. Dann aber war ihre Freundin aufgetaucht. Didia Corona hieß sie. Sie war wesentlich älter als Accia und schien recht betucht zu sein. Accia war nun wirklich mutig geworden und begrüßte sie. Dabei stellte sie ihren Bruder und mich der Dame vor. Ich nickte ihr freundlich zu. "Salve, werte Didia. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!"
Im Gegensatz zu mir kramte Florus all seinen Charme hervor und begrüßte ebenfalls die Freundin seiner Schwester. Seine Schwester indes zuckte zusammen. Wahrscheinlich war sie solche Freundlichkeiten von ihm nicht gewohnt. Langsam aber stetig schien sich mein Bild von Florus gründlich zu ändern. Er mochte in der Legio ein guter Kamerad gewesen sein, aber menschlich gesehen war er alles andere als ein netter Kerl!
Einen Moment später aber konzentrierte er sich wieder auf das Rennen, nachdem ich ihn auf die Reiterin aufmerksam gemacht hatte. Ich persönlich hielt das auch für einen Skandal. Frauen gehörten nicht auf Pferde! Zumindest keine Römerinnen, was die kleine Blonde ja glücklicherweise auch nicht war. So konnte ich Florus nur beipflichen."Nein, nichts geht über einen Centurio!" Für einen Moment fühlte es wieder wie früher an, vor meiner Verletzung. Als Florus mich dann ganz überschwänglich fragte, ob ich wetten wollte, brach noch einmal der alte Centurio Sabinius Merula durch. "Aber sicher doch! Lass uns wetten , dass die Kleine dort unten gewinnt! Was ist dein Einsatz, Florus?" Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich an unser letztes Zusammentreffen, bei dem wir wie immer ordentlich gebechert hatten und uns die Zeit mit Würfelspielen vertrieben hatten. Wenn ich mich recht erinnerte, schuldete er mir noch etwas. Wie viel genau, wusste ich inzwischen nicht mehr.
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