(03-05-2023, 01:12 PM)Accia Prisca schrieb:
Marcus Accius Florus schaute kurz über die Schulter auf seine Schwester, als die Sprache auf sie kann. Bei seinem blick zuckte sie eine Winzigkeit zusammen, denn auch wenn sein Mund lächelte, taten seine Augen das ganz und gar nicht. Accia Prisca kannte diesen Blick von ihm und wusste, dass sie besser möglichst unauffällig blieb.
“Nun, das hat sie mir erzählt.“ Als sein Blick sich wieder Sabinius Merula zuwandte, war Prisca regelrecht erleichtert, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hoffte nur, dass sie überzeugend war, was aber wohl nur halb gut gelang, als ihr Bruder fortfuhr: “Ich hoffe, du fühltest dich nicht unangenehm berührt. Sie ist noch sehr jung und weiß manchmal nicht, wo ihr Platz ist.“
Instinktiv wurde Prisca noch etwas kleiner und schloss sich den beiden Männern an, als die die Treppe zu den Zuschauerrängen erklommen.
“Du bleibst bei uns“, sagte ihr Bruder nur einmal kurz leise und zog sie am Arm, als sie unschlüssig war, ob sie noch weiter hinaufgehen musste oder nicht, da sie nicht wusste, wie die Ränge hier aufgeteilt waren. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, danach zu fragen. So aber folgte sie ihrem Bruder zu den noch freien Sitzen und wollte sich schon neben ihn setzen, so dass ihr Bruder in der Mitte zwischen ihr und Sabinius Merula gesessen hätte, als der sie auch schon mehr oder weniger galant um sich herumführte, so dass sie in der Mitte saß, neben dem Sabinier.
Verwirrt setzte sie sich und blickte nur einmal kurz etwas eingeschüchtert zu Merula hinüber. Sie wünschte sich gerade sehr wieder auf die Bank von vor einigen tagen zurück, als sie doch sehr offen miteinander geredet hatten. Jetzt fühlte sie sich unter sehr strenger und nicht wohlmeinender Beobachtung und wusste nicht recht, was sie sagen sollte. “Salve“, sagte sie schließlich nur leise mit einem zaghaften Lächeln und wusste nicht, was sie von der ganzen Situation halten sollte.
Accius Florus hingegen wusste genau, was er tat, denn die wenigen Reize seiner Schwester würden sicherlich ganz verschwinden, wenn sie hinter ihm saß. Und er wollte sie sehr gerne benutzen, um seine Schulden noch weiter zu verringern, wenn das möglich war.
“Da kamen wir ja grade rechtzeitig“, sagte er und deutete auf das Feld der Reiter, die sich gerade in diesem Moment nach vorne lehnten und die Pferde anspornten. “Hast du einen Favoriten, Sabinius Merula?“
Mühevoll quälte ich mich die Treppen hinauf. Die beiden Sklaven hatten ihre Mühe mit mir. In solchen Momenten hasste ich mein Dasein einfach nur noch. Glücklicherweise mussten wir nicht allzu hoch hinauf steigen.
"Ach nein, ganz im Gegenteil!" erwiderte ich Florus.
"Ohne die Umsicht deiner Schwester hätte ich später bei der Zivilverwaltung ein Problem gehabt." Das traf zwar nicht wirklich zu, doch ich spürte eine gewisse Dissonanz in Florus' Worten, seinem Verhalten und seine Wirkung auf seine Schwester. Als Accia kurze Zeit später neben mir Platz nehmen musste, kam sie mir wie ein verschüchtertes Tier vor, welches sich in die Enge getrieben fühlte. Auch wenn sie sich viel Mühe dabei machte, sich nichts anmerken zu lassen.
"Außerdem hat sie mir mit ihrer Freundlichkeit und Klugkeit ein weinig die Zeit vertrieben." Ich sah kurz zu ihr und versuchte sie durch mein Lächeln ein wenig aufzumuntern.
In der Gegenwart ihres Bruders war sie ganz anders. Ich fragte mich, ob dies nur an Florus lag oder vielleicht auch an mir. Denn ich erinnerte mich, wie abrupt unsere Unterhaltung zu Ende gegangen war. Ich fragte mich noch immer, was ich gesagt oder getan hatte. Meine Gedanken wurden von der Stimme einer anderen Frau abgelenkt, die ich nicht kannte. Aber offensichtlich kannte sie die junge Accia, denn ihr Gruß galt ihr.
Indessen fragte mich Forus über seine Schwester hinweg nach meinem Favoriten bei den Rennen. Da ich mich nicht sehr für Pferde- oder Wagenrennen interessierte, zuckte ich erst mit den Schultern, Doch als ich nach unten sah und die einreitenden Teilnehmer des Rennens erblickte, erkannte ich den jungen Beamten von der Zivilverwaltung wieder.
"Der da, in der blauen Tunika! Furius Saturninus" Der Reiter der Veneta grüßte die Zuschauer. Es nahmen noch etliche Reiter der Legion teil, von denen ich aber keinen näher kannte. Dann war da noch diese Keltin.
"Eine Frau? Ist das etwa eine Frau?" entfuhr es mir. Eine Frau auf einem Pferd! Das gab es auch nur bei den Barbaren!
Das Rennen begann und es sah zunächst recht gut für den Furier aus. Dann aber fiel er zurück und wurde von der Keltin und schließlich auch von Centurio Octavius überholt.