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Tablinum - der öffentliche Empfangsraum
03-05-2023, 06:10 PM,
Beitrag #34
RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum
Balventius wusste genau, was der Furier meinte und konnte im ersten Augenblick nicht umhin, ihm innerlich für die Eier zu gratulieren, die er hier zeigte. Ihm wurde praktisch angetragen, einen Aufstand anzuzetteln, um ihn dann niederzuschlagen. Ein wahrlich bösartiger Vorschlag, wie er nur von einem Patrizier stammen konnte.
"Nun, ein Aufstand ist eigentlich gerade das, was ich vermeiden wollte", antwortete Varro diplomatisch und mit einem milden Lächeln, das zwar Freundlichkeit, aber durchaus kein Einhergehen mit dem Gesagten demonstrieren sollte. "Ich kenne die Kelten. Ich habe viel mit ihnen zu tun. Sie können treue Bürger werden und ihre Einfältigkeit lädt dazu ein, sie zu unterschätzen. Dennoch glaube ich, dass, sollten sie sich zusammenfinden, unvorhergesehene Konsequenzen eintreten können. Immerhin leben im Norden noch viele unzivilisierte Stämme, welche nur auf ein Signal warten, dass wir schwächeln. Sicher, der geballten Macht des Römischen Reichs können sie kaum widerstehen. Sie würden Bersten wie Zweiglein im Sturm. Doch bis es dazu käme, wären wir ihnen ausgeliefert. Eine Castra ist schön und gut, doch Iscalis würde es niemals unbeschadet überstehen. Ein hoher Preis für etwas Silber und Blei."
Abgesehen davon fand Varro diese Denkweise einfach verabscheuungswürdig. Er war sicher kein freundlicher Mann und hatte keine schlaflosen Nächte bei dem Gedanken, jene die es verdienten, in der Mine verrotten zu lassen. Doch unbescholtene Bürger zu provozieren, Taten zu begehen, welche sie ansonsten niemals auch nur erdacht hätten, war eindeutig weit jenseits des vertretbaren. Sie hatten sich auf die Fahne geschrieben, die Zivilisation des Reichs in die fernen Winkel der Welt zu tragen. Die eigenen Gesetze zu umgehen, um Barbarei und Rechtsbeugung zu begehen, war nicht nur ein Betrug an den Kelten, sondern auch an ihren eigenen Grundfesten.
"Möglicherweise sollte ich den Kaiser informieren. Die Ausmaße sind bald zu groß, um sie zu verheimlichen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er es schätzt, wenn seine Vasallen in der Fremde ihm solch wichtige Informationen vorenthalten." Und Varro war keiner, der vor Verantwortung davon lief, wenngleich er sich weigerte, sein Scheitern anzuerkennen. Dies hier, Iscalis, sollte sein Aufstieg sein, seine Flucht vom Vater und seine Chance, sein eigenes Fundament zu bauen. Und er würde sich das sicher nicht durch eine verflixte Krankheit wegnehmen lassen!

Abgesehen davon hatte schließlich der Medicus die Verantwortung für die Kranken und deren Heilung auf sich genommen. Wenn er scheiterte, war die Schuldfrage wohl kaum auf ihn, Varro, zu beziehen...
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RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - von Decimus Balventius Varro - 03-05-2023, 06:10 PM

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