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Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
03-04-2023, 04:50 PM,
Beitrag #13
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Vor mir und überall um mich herum breitete sich eine spiegelglatte Fläche aus. Sie war so klar, dass jeder einzelne Stern des Himmels sich in ihr spiegelte und ich einen Moment lang dachte, ich würde zwischen all diesen Sternen einfach nur fliegen. Aber ich stand, die Pfoten nur ein paar Finger tief im Wasser, denn das war es: eine riesige Wasserfläche, so weit das Auge reichte, unter einem sternenübersäten mondlosen Nachthimmel. Und es war wunderschön. Es war friedlich und still und absolut ruhig. So leise, dass mein schlagendes Herz das einzige Geräusch war.

Einen langen Moment stand ich einfach da und sah mir dieses Meer von Sternen an, ehe ich loslief. Ich wusste nicht, wohin oder wieso. Das hier war anders als die vielen Träume, die ich schon gehabt hatte. Immer hatte ich ein Ziel, oder Gesellschaft. Aber hier schien ich ganz allein. Und es war befreiend.
Zumindest eine Weile. Ich hätte nicht sagen können, was sich veränderte. Der Himmel war immer noch voller Sterne, das Wasser vor mir glatt, und ich rannte schnell, dann langsamer, bis ich schließlich stehen blieb. Ich war allein. Und alles war leer. Und es fühlte sich kalt an.

Flügelschlag riss mich aus meinen Überlegungen, und ich reckte den Kopf, um zu sehen, woher das Geräusch kam. Ich sah sie nicht, aber ich hörte sie. Es mussten ein dutzend Krähen sein, und sie riefen mit ihren krächzenden Stimmen. Ich war mir nicht sicher, was sie riefen. “Louarn“ oder “Gefahr“. Ich versuchte noch, sie gegen den schwarzen Himmel zu erkennen und sah dem Geräusch nach, als ich erschrak. Denn ich stand nicht mehr allein in dem flachen Wasser.
Der Hirsch, den ich schon einmal gesehen hatte, stand da und sah mich eindringlich an. Ich wollte mich ducken und kleiner machen. Mein Bauch berührte schon die Wasseroberfläche. Aber er schnaubte darauf hin nur… wütend? Enttäuscht? Missbilligend? Ich verstand es nicht, was er von mir wollte.
Ich sah zu ihm auf, wollte ihn fragen, als ich dieses Geräusch hörte und mir etwas feuchtes ins Gesicht spritzte. Ich riss die Augen auf und sah einen Pfeil aus seinem Hals ragen. Mir entfuhr ein stummer Schrei, als auch schon ein zweiter einschlug und der Hirsch mit einem röhrenden Brummen zu taumeln begann. Ich wollte ihm helfen, ihn verteidigen, aber unsere Blicke trafen sich, und ich verstand.

Und ich lief los. Ich lief weg. Um mich herum hörte ich das Zischen von Pfeilen. Einer streifte mein Fell genau in dem Moment, als ich doch plötzlich durch die Wasseroberfläche einbrach.


Ich schreckte hoch und fühlte mein Herz in meiner Brust hämmern. Ich musste eingeschlafen sein, keine Ahnung wie lange. Es war noch dunkel und verdammt kalt und neben mir schlief Niamh tief und fest in die Decke eingewickelt.
Der Traum haftete noch in meinem Geist und ich konnte den Geruch von Blut noch immer in meinem Mund schmecken. Wie Rost und Tod.
“Wach auf, Niamh“, stieß ich sie einmal an der Schulter an und schüttelte ein wenig, ehe ich aufstand und zu meinem Pferd ging. “Wir müssen weiter“, sagte ich und erklärte nicht, wie ich darauf kam. Sie würde mich für verrückt halten. Verdammt, ich hielt mich selber für verrückt, wenn ich so darüber nachdachte. Aber dieses Gefühl, jetzt gehen zu müssen, das blieb einfach.
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Falke
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