Ich hörte ihm aufmerksam zu, was er so erzählte. Nicht, weil ich ihn aushorchen wollte, sondern weil das einfach auch dazu gehörte, und nichts für die Männer wohl abtörnender war, als eine gelangweilte Frau. Sie wollten die Helden sein, zu denen ich aufsah. Und dafür musste ich erst einmal zuhören, was sie so von sich gaben, damit ich etwas fand, das einen bewundernden Augenaufschlag wert war.
“Sie waren eben von dir immer beschützt, so dass sie den Unterschied nicht erkennen. Sie mussten nie über die Konsequenzen ihrer Handlungen selbst nachdenken, nie sich selbst darum kümmern, für alle ein friedliches Leben zu ermöglichen, nie selbst für Essen sorgen, nie selbst für die Zukunft von Generationen planen. Sie sehen nur ihr eigenes Leben, und ihre eigenen Gefühle, und wer kann es ihnen verübeln? Sie wissen es nicht besser, mussten es nie lernen.“
Ich gab mich sehr philosophisch und diplomatisch, denn natürlich durfte ich nicht seine Familie angreifen. Das nahmen selbst Stammkunden einem schnell übel. Nein, da musste man behutsam sein. Ich küsste ihn leicht, um ihn abzulenken, und sah ihn mit dieser gekonnten Mischung aus Empathie und Bewunderung an.
“Das klingt sehr schön, mein süßer Saturninus. Eine unbeschwerte Zeit ohne Erwartungen. Einfach nur man selbst sein...“
Als er mich fragte, ob ich Griechin wäre, und ob ich noch mehr von seiner römischen Ausdauer wollte, lachte ich hell und fühlte einmal nach, wo sich in der Tat schon wieder etwas regte.
“Beeindruckend“, gestand ich und küsste ihn nun etwas mehr, ehe ich seine frage beantwortete, während ich auch damit begann, ihn wieder etwas mehr in Wallung zu versetzen und dabei genoss, wie er auch mich liebkoste.
“Mein Großvater war einmal Grieche, dann Sklave und schließlich Freigelassener. Was ich bin? Eine gute Frage.“
Ich verbog mich geschickt unter seinen Berührungen, zeigte ihm so auch an, was ich mochte, und biss mir genießerisch auf die Lippe.
“Ich sehe mich selbst als einen ungebundenen Wind aus Arkadia. Ich verweile, wo es mir gefällt, lasse mich aber nicht einfangen und in eine Form zwingen. Und wenn ich jemanden gerne mag, lade ich ihn ein, ein wenig mit mir zu fliegen.“