RE: Saturninus im Reich der Sinne
Nach dem Akt lagen wir noch beieinander und er nutzte die Zeit, um ausführlich meinen Körper zu erkunden. Das gefiel mir, und ich zeigte ihm das auch mit wohligen Lauten, wann immer er eine Stelle fand, die mir besonders Freude bereitete. Im Grunde waren Männer nämlich gar nicht so grob, wie ihr Ruf vermuten ließ. Sie waren durchaus sehr lernwillige Schüler, wenn dafür nur die Belohnung erstrebenswert genug für sie war, und sie brauchten Anleitung für das, was sie taten. Denn die meisten hatten vom Körper einer Frau schlicht und ergreifend keine Ahnung und machten daher hauptsächlich, was ihnen gefiel. Nicht aus Boshaftigkeit oder stumpfer Ignoranz, sondern einzig aus Unwissenheit und fehlender Anleitung. Aber das konnte ich beheben, und so schnurrte ich und wand mich in die richtigen Positionen, die auch mir gefielen, wenn er mich küsste und streichelte, und leitete aktiv mit meinen Händen auch seine, um es ihm zu zeigen, wie ich es gern hatte.
Und wie die meisten Männer es taten, wenn sie glücklich waren, fing er an, zu erzählen. Von seiner Frau und seiner Geliebten. Zwei Frauen in seinem Leben, und doch lag er hier bei mir. Und ich meinte auch zu wissen, warum. Ich küsste ihn sanft und liebevoll, als er nach meiner Erlaubnis fragte, zurückzukehren. “Natürlich darfst du das. Wann immer du es möchtest, und sei es auch nur, um ein paar Momente der Welt zu entfliehen“, sagte ich und streichelte auch ihn weiter, erkundete mit kundigen Fingern die Linien seiner Muskeln und setzte hier und da einen genau platzierten Kuss. “Es klingt nach sehr viel Verantwortung, die auf deinen Schultern lastet“, säuselte ich mit diesem halb mitfühlenden Ton. “So viel, was du bedenken musst. So viel Verantwortung für die Leben deiner Familie, die Erwartungen von außen, der Frieden im Haus. Das muss schwer sein.“ Ich streckte mich noch einmal, um die sanfte Linie seines Kiefers entlang mit kleinen Küssen zu bedecken, bis ich an seinem Ohr war. “Hier bei mir musst du das alles nicht. Hier darfst du einfach nur du selbst sein und entspannen.“ Denn ja, das war es, was die meisten Männer in meinen Armen eigentlich suchten. Nicht der Sex, nicht der kurze Rausch des Höhepunktes, nicht eine Bestätigung der eigenen Potenz. Das spielte zwar mit hinein, aber das war es nicht, weshalb sie hier her kamen und sich nicht einfach eine kleine 2-As-Lupa nahmen. Nein, sie wollten jemanden, der sie verstand, der den Druck auf ihren Schultern verstand und sie nicht verurteilte, wenn sie manchmal für eine Stunde oder eine Nacht einfach nur entkommen wollten. Jemand, der ihnen auf Augenhöhe begegnete, um den sie sich nicht sorgen mussten, der keine Erwartungen an sie stellte. Mich mussten sie nur bezahlen. Und dafür bekamen sie das Gefühl, einfach wieder ganz und frei zu sein.
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