RE: Auf dem Forum
“Warum denn nicht?“ fragte Prisca ganz ehrlich verwundert, als er meinte, er könne kein Bauer werden. Ja, mit seinem Bein konnte er vielleicht nicht so viel laufen und selber die Erde umgraben, aber offenbar war er reich genug, um zwei Sklaven zu haben. Warum sollte er da dann nicht noch ein paar mehr vielleicht erwerben, die für ihn die Felder pflügten? Es gab nicht wenige Römer, die diese Arbeiten die Sklaven erledigen ließen, während sie sich dem Handel und den Finanzen ihres Hofes widmeten. Warum sollte er das nicht können?
Als er aber kurz darauf auch schon sagte, dass er es verkaufen würde und sich dann eine Frau suchen würde, um eine Familie zu gründen, katapultierte sie das doch ein bisschen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Er sagte es eindeutig auf eine Art, dass Prisca nicht annehmen konnte, er spräche über sie. Das war eher die Art, wie Männer halt mit ihr sprachen, weil sie sich dazu genötigt fühlten. Wenn sie erzählten, dass sie eine Familie gründen wollten, mit einer angemessenen, hübschen Frau. Nicht mit ihr. Dass sie eine hübsche Frau suchten, die irgendwo da draußen nur darauf wartete, von ihnen entdeckt zu werden, damit sie mit ihrem Vater reden konnten. Während sie immer nur den Namen ihres Vaters als Pfand gehabt hatte, und das, was auch immer er ihr als Mitgift mitgegeben hätte. Aber eben nicht irgendwas, das einem begehrenden verlangen nach ihr auch nur Nahe gekommen wäre.
“Oh“, machte Prisca kurz und fühlte sich doch irgendwie ein wenig verletzt. Eigentlich sollte sie sich nach den vielen Malen, die ihr das passiert war, nicht mehr verletzt fühlen, aber der Stich blieb, ganz sachte irgendwo in ihrer Brust, während sie so tat, als kümmere sie das alles ja auch gar nicht. “Nun, das klingt doch schon einmal nach einem Plan. Deine zukünftige Braut kann sich glücklich schätzen.“
Diese Minuten, nachdem so etwas passierte, waren immer am schlimmsten, da Prisca dann nicht wusste, was sie machen sollte, und wie sie sich der Situation entziehen sollte. Dieses unangenehme Schweigen, das dann gewöhnlich folgte, machte es ihr schwer, nicht über ihre eigenen Unzulänglichkeiten nachzudenken. Sie fing jetzt schon damit an.
“Aber ich möchte dich nicht länger aufhalten, Sabinius Merula. Es war sehr freundlich von dir, sich mit mir zu unterhalten, und ich werde meinem Bruder die Grüße ausrichten“, entschied sie sich also zum unauffälligen Rückzug, ehe es noch peinlich werden würde. Sie wollte nicht, dass er dachte, sie wäre eines von diesen Mädchen, das sich jedem heiratsfähigen Mann an den Hals warfen.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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