Natürlich ließ ich mich nicht lange bitten, als Saturninus mit mir kommen wollte. Auch wenn Saturnalien waren, an denen eigentlich nicht gearbeitet wurde, hieß das nicht, dass ich nicht mehr geschäftstüchtig war. Und außerdem war der junge Mann von der Erscheinung her ganz angenehm und offensichtlich wohlhabend. Da wäre ich schon ziemlich dumm, ihn mir entwischen zu lassen.
Ich zog ihn also mit mir, darauf achtend, auf dem Weg immer wieder rein zufällig in seine Arme zu stolpern und mich an ihn zu schmiegen, und einmal hauchte ich ihm sogar einen leichten Kuss direkt auf seinen Mundwinkel, um das Feuer weiter anzufachen, bis wir schließlich zuhause waren.
Die Porta hatten wir schnell hinter uns gelassen, und ich kniete mich noch im Vestibulum direkt vor ihn und schubste ihn spielerisch auf die weich gepolsterte Bank, um ihm die schmutzigen Schuhe auszuziehen. Dabei achtete ich darauf, mit den Händen öfter als Nötig über seine Beine zu fahren und meinen Oberkörper beim wiederaufrichten leicht gegen seinen Schritt zu drängen, ganz in Antizipation dessen, was ihn hier alles an Freuden erwarten würde.
Auch meine Schuhe folgten geschwind und wurden durch schöne weiche Sandalae ersetzt. Auch seine hatte ich mit weichen, fellgefütterten Exemplaren für die besseren Gäste, die ihre vergessen hatten, da sie spontan vorbeikamen, bestückt. Hier waren wir eben auf alles vorbereitet. Und die meisten Männer trugen die Dinger nicht lange, wenngleich sie wie alles hier exquisit und edel waren.
“Vierzehn“, sagte ich und hielt meine Hand auf. In unserem Gewerbe zahlte man schließlich üblicherweise im Voraus, da nicht die Leistung, sondern die Zeit bezahlt wurde. Gut, manchmal wurde für eine Leistung dann auch nachbezahlt, das kam vor, wenn der Gast spezielle Wünsche hatte. Aber erst einmal ging ich vom Standard aus, erweitert um den guten Wein, den er mitgebracht hatte.
Als er mich bezahlte, lächelte ich breit und führte ihn schließlich an der Hand hinein in unser Reich, das endlich fertig war.
“Komm herein, sieh dich um und fühl dich ganz wie zuhause. Oder nein… fühl dich so, als wenn du gänzlich frei wärst, für den Rest deines Lebens.“, lachte ich ihm fröhlich zu und ließ das Atrium wirken. Der Raum war groß genug für ein kleines Fest und schön beheizt. Von den Dachbalken zwischen den Säulen wehten verspielte Seidenstoffe, die einen vollständigen Blick durch den Raum verschleierten und allem etwas exotisches und geheimnisvolles gaben. An den Wänden und der Decke waren diverse Gemälde zu sehen, die Paare in verschiedenen Stellungen zeigten. Manchmal auch drei Personen in unterschiedlichen Konstellationen. Viele Gäste wussten nicht, was sie wollten, bis sie sahen, was alles möglich war. Zwischen den Seidentüchern hindurch konnte man die
Statue eines sehr unzüchtigen Satyrs mit einer Ziege sehen, die schon in Rom viele Gäste zum Lachen und Spotten gebracht hatte und die ich deshalb unbedingt hatte mitnehmen wollen. Solche kleinen Frivolitäten gehörten dazu.
“Wenn du etwas siehst, was dir gefällt…“, meinte ich lächelnd und entzog mich ihm kurz tanzend, um durch ein Seidentuch hindurch zu verschwinden und um die Ecke der Säule herumzuschauen, ganz als wollte ich ihm zu einer kleinen Partie Fangen herausfordern. Manchen gefiel es, erst ein wenig jagen zu müssen, ehe sie ihre Belohnung einfordern wollten.