RE: Auf dem Forum
Prisca zeigte die angemessene Würde einer Römerin, als ich ihr mein Beileid bekundete. Ihr Vater wäre sicher stolz auf sie gewesen und natürlich erst recht ihr Bruder. Ein wenig beneidete ich Florus, denn er hatte gewiss viel mehr Kontakt zu seiner Schwester, wie dies bei mir und meiner Schwester Calista der Fall war. Calista war drei Jahre jünger als ich. Seit fast acht Jahren war sie nun schon verheiratet und hatte in dieser Zeit drei Kindern das Leben geschenkt. Sie war ein Jahr nach ihrer Hochzeit mit ihrem Mann nach Rom gezogen. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen. Gelegentlich schrieb sie Briefe. Das war aber auch schon alles.
Vielleicht hatte Florus mit seiner Schwester schon unwissentlich über mich gesprochen, da sie sich sicher war, Florus würde mich noch kennen. Oder war es wegen des Beines? Aber nein, ich Idiot hatte vergessen, ihr zu sagen, in welcher Einheit ich gedient hatte. Wie unaufmerksam von mir! "Oh, natürlich, wie unaufmerksam von mir! Ich war ebenfalls Centurio der achten Kohorte, sechsten Centurie." Ich hoffte, sie konnte sich das merken. Aber ich schätzte sie so ein, dass sie imstande war, sich zwei Zahlen zu merken.
Als ich ihr vorgeschlagen hatte, sich mit ihr und Florus zum Wagenrennen zu treffen, glaubte ich zunächst, einen Fauxpas begangen zu haben, denn sie schaute mich so verwirrt an. Oder gestattete es Florus ihr etwa nicht, solchen Ereignissen beizuwohnen? Doch dann meldete sich ihre Amme zu Wort und meinte, einem erneuten Treffen stünde sicher nichts im Wege, sofern Damen als Zuschauer zugelassen waren. nun, ich hoffte doch! Ich hätte mich darüber gefreut, mich vielleicht ab und an mit ihr zu unterhalten. Sie konnte wirklich gut Gesellschaft leisten!
"Das wäre wirklich sehr schön!", entgegnete ich ihr lächelnd, als sie wieder ihre Sprache gefunden hatte und mir fast schon überschwänglich versicherte, ihren Bruder zu fragen und ihn zu bitten, mir zu schreiben, ob er es erlaube. Dabei errötete sie leicht. Wahrscheinlich geschah so etwas nicht alle Tage in ihrem Leben. Aber damit sie sich nicht kompromittiert fühlen musste, konnte ich Mutter noch bitten, mich zu begleiten. Das würde sie sicher erfreuen, da sie doch so erpicht darauf war, bald Enkelkinder zu bekommen. Allerdings wollte ich auch nichts überstürzen. Denn ehrlich gesagt, wollte ich mir noch etwas Zeit lassen. Nachdem ich heute zum ersten Mal das Haus verlassen hatte, wollte ich nicht morgen schon heiraten! Womöglich war die Accia eh schon längst jemandem versprochen.
|