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[Thorianum A|Wohnung IX] Wohung von Accia Prisca
02-17-2023, 04:04 PM,
Beitrag #2
RE: [Thorianum A|Wohnung IX] Wohung von Accia Prisca
Etwas verloren und zitternd stand Accia Prisca in dem Raum, den ihr Bruder angemietet hatte. Es sah alles so leer und ungewohnt aus, und sie fühlte sich alles andere als wohl, was weit weniger an dem Hämmern und Fluchen aus der Umgebung lag, als vielmehr an der Präsenz ihres Bruders, der nicht gerade erfreut zu sein schien, dass sie überhaupt hier war. Was fast schon komisch wäre, denn er hatte ja darauf bestanden, dass sie hier her nach Iscalis kam und nicht in Londinium blieb. Sie hatte ihn in ihren Briefen ja geradezu angefleht, dort bleiben zu dürfen im Haus des Vaters. Aber er hatte es verkaufen wollen, was Prisca nicht wirklich verstand, und auch ihren Vorschlag, dass sie stattdessen mit zu Carisia Prima und deren Vater Aulus Carisius Primus zog, hatte ihr Bruder sehr vehement abgelehnt und darauf bestanden, dass sie her kam. Und jetzt stand er da und würdigte sie kaum eines Blickes. Im Gegenteil, Marcus Accius Florus sah fast schon wütend aus, überhaupt hier sein zu müssen und sich um sie kümmern zu müssen.
Ihr wäre es ja auch anders sehr viel lieber. Ihr Bruder stammte aus der ersten Ehe ihres Vaters und war so ziemlich alles, was Priscas Vater nicht gewesen war: Hart, kantig, mit seinen inzwischen vierzig Jahren mit schütterem Haar gesegnet, während ihr verstorbener Vater mit seinen fünfundsechzig Jahren noch immer dichtes, schwarzgraues Haar gehabt hatte. Prisca hingegen stammte aus dessen dritter Ehe und war mit ihren sechzehn Jahren jung genug, um auch die Tochter ihres Bruders zu sein. Zwischen ihnen lag so viel Zeit, dass er wohl nicht ernsthaft mit einer Schwester gerechnet hatte, mit der er sein Erbe teilen musste, als er sich zur Legion verpflichtet hatte. Und inzwischen hatte er dort ordentlich Karriere gemacht und war bis zum Centurio aufgestiegen. Prisca traute sich kaum, zu ihm zu sehen und knetete ihre Hände etwas nervös, während sie sich noch einmal umsah.
“Wenn du der Familie Von Titus Lartius noch einmal schreiben würdest, würden sie sicher die Verlobung...“ fing sie zum x-ten Mal an, ihren Bruder überreden zu wollen. Eigentlich war ja schon alles in festen Tüchern gewesen. Ihr Vater hatte gewollt, dass sie den jüngsten Spross der Familie seines alten Freundes Titus Lartius heiratete, und der war auch nicht abgeneigt gewesen. Lediglich die Höhe der Mitgift war noch offen gewesen, aber da wären die beiden sich sicher einig geworden. Prisca verstand nicht, was ihr Bruder dagegen gehabt hatte und sie stattdessen hier hergeholt hatte. Und auch jetzt schnitt er ihr barsch das Wort ab. “Nein! Diese unverschämten Halsabschneider verlangen viel zu viel Geld dafür, dich aufzunehmen. Sei dankbar, dass u jetzt hier sein kannst und ich mich um dich kümmere, Pferdegesicht.“
Da war es wieder. Pferdegesicht. So nannte er sie schon ihr halbes Leben lang. Zumindest zu den wenigen Malen, dass sie ihn gesehen hatte, denn mit der Legion war er ja immer sonstwo unterwegs, während ihr Vater sich Sorgen gemacht hatte. Nicht zuletzt war das ja auch ein Grund, warum ihr Vater das Haus in Londinium gekauft hatte. Davor hatten sie in Gallia gelebt. Aber ihr Vater wollte ihn öfter sehen, weil er seinen Sohn eben liebte.
Prisca sah nach unten und erwiderte nichts für einen Moment, ehe sie sich wieder umsah. Diese Wohnung war so klein. In Londinium hatten sie ein schönes Haus gehabt mit eigener Culina und zwei Gästezimmern. Nichts überwältigend riesiges, aber doch ein ordentliches Haus. Und jetzt fühlte sie sich, als wäre sie plötzlich vollständig verarmt und müsste betteln.
“Wo soll denn Miriam schlafen?“ fragte sie zweifelnd, denn hier gab es nur ein Bett, und er konnte wohl kaum von Miriam verlangen, dass die auf dem Boden schlief. Doch das tat er. “Deine Sklavin kann auf dem Boden schlafen.“ “Aber...“, fing sie an, doch er schnitt ihr gleich das Wort ab. “Nichts aber! Sei froh, dass du sie behalten darfst! Und jetzt richte dich hier ein und mach keinen Blödsinn, ich muss zurück zur Castra. Ich sehe nächste Woche wieder nach dir.“
Er schaute sie wohl nicht anders an als seine vielen Soldaten in der Castra, und sie versuchte, sich ein wenig kleiner zu machen und schaute zu Boden. Wobei auch das nichts half, denn obwohl sie ein Mädchen war, war sie einfach verdammt lang und mit ihm auf Augenhöhe. Zumindest, wenn sie nicht nach unten schaute.
“Ja, Florus“, sagte sie kleinlaut und wartete, während er sie noch anstarrte.
“Gut“, befand er schließlich und schritt in Richtung Tür. “Ich habe den Geldwechsler hier angewiesen, dass er dir jede Woche bis zu fünf Denare ausgeben soll. Also haushalte gut. Wenn etwas sein sollte, ich bin in der Castra.“ Den letzten Teil sagte er so, dass Prisca sich sicher war, dass sie sich besser nur melden sollte, wenn das Haus brannte.

Schließlich ging die Tür ziemlich laut zu und Prisca stand allein da. Wieder zitterte sie. Als Miriam, ihre Kinderfrau, die sich schon ihr ganzes Leben um sie kümmerte, schließlich herein kam und sie in den Arm nahm, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und fing erst einmal an, schluchzend zu heulen.
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Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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