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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
02-14-2023, 11:05 PM,
Beitrag #15
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Nein, nicht weinen! Weinen war unfair! Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Mädchen heulten. Wenn sie, weil sie sauer waren, schrien, oder Sachen nach mir warfen, das war eine Sache, mit der ich umgehen konnte. Aber wenn die Augen immer wässriger wurden und man den Schmerz ganz deutlich sehen konnte, diese Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die nur im Wasser Zuflucht fand, als wollten sie sich selbst ertränken, das war schlimmer als ein bewaffneter Zweikampf. “Ist ja gut. Niamh, bitte, ich glaube dir ja“, beeilte ich mich zu sagen, als sie auch schon panisch wurde, weil Erwan kam. Nein, das war nicht gespielt, sie hatte ehrliche Angst. Ihre Augen wurden groß und zitterte sie sogar? Ich überlegte nicht lange und berührte ihren Arm. Oh, ich wünschte mir wirklich, ich wäre ein besserer Druide, jemand der das richtig gut konnte. So aber war ich mir nicht sicher, ob der Zauber wirken würde, als mein Daumen unauffällig ein kleines Zeichen auf ihren Arm mahlte, ein einfacher Schutz aus gesponnenem Licht, nichts kompliziertes. Für das komplizierte hatte ich sowieso nicht die Gabe, ich hoffte schon, dass das hier lange genug halten würde.
“Alans Stall. Neben der Taverne mit dem weißen Pferd auf dem Schild. Ich arbeite da. Wenn ich nicht da bin, frag nach mir, dann lässt Alan dich da auch warten.“, zischte ich ihr noch schnell zu, als Erwan mich auch schon verscheuchte und sich zwischen uns drängte.
“Ich wollte nur diesen Gürtel hier kaufen“ sagte ich - wohlweißlich auf Latein, damit der Römer mich verstand - und hob abwehrend die Hände, während in meiner rechten noch immer das gewebte Band lag. Es war schon interessant, wie schnell der Mann sein Gesicht verändern konnte. Vor ein paar Tagen noch hatte er mich praktisch hierher eingeladen, um vor mir anzugeben mit seinem Reichtum, jetzt fürchtete er mich. Ich war sehr versucht, ihn jetzt herauszufordern und Niamh einfach mitzunehmen, aber ich wollte zum einen kein größeres Aufsehen erregen, denn den Römer konnte ich nicht einschätzen, und zum anderen wollte ich auch nicht, dass Niamh das unbedingt mit ansah. Solche Situationen hatten die Angewohnheit, sehr schnell sehr blutig zu werden.
Ich nahm aus meinem Beutel zwei Silbermünzen und gab sie deutlich sichtbar an Niamh, damit niemand behaupten konnte, ich würde stehlen – und der Preis des Gürtels war damit sicherlich mehr als gedeckt. Einen langen Augenblick sah ich in das wutrote Gesicht von Erwan, und es kostete mich wirklich Überwindung, die Sache nicht jetzt und gleich zu regeln. Der Kerl hatte wirklich Glück, aber ich war mir jetzt schon sicher, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben würden. Spätestens, wenn ich nichts mehr von Niamh hörte, würden wir uns sicher wiedersehen.

Und dann ging ich.
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Falke
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RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan - von Louarn - 02-14-2023, 11:05 PM

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