RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Zum Glück wollte ich nicht wirklich etwas kaufen, denn ich hatte keine Ahnung von Stoffen oder Sommerkleidern. Wahrscheinlich hätte sie mir da alles verkaufen können, wenn ich ernsthaft Interesse gehabt hätte. Wobei ich schon so ein wenig überlegte, ob Raven so etwas denn gefallen würde. Ich hatte keine Ahnung. Überhaupt gar keine. “Vielleicht ein bisschen was kleineres oder günstigeres?“ fragte ich erstmal pflichtschuldig nach, um den Schein zu wahren, und damit es nicht auffiel, wenn wir hier ein wenig länger brauchten. Denn ich hatte das Gefühl, dass es länger dauern könnte.
Denn was sie mir erzählte, ergab noch recht wenig Sinn. Sie war aus Eire geflohen? Warum? War sie vor ihrem Verlobten geflohen, von dem sie mir erzählt hatte? Oder wegen etwas anderem? Und war das überhaupt wichtig im Moment, dass ich das wusste? Und ihr einziges Problem gerade war, dass sie heiraten sollte, aber nicht wusste, wen? Gut, dass sie keinen Römer heiraten wollte, konnte ich auf sehr vielen Ebenen nachvollziehen, aber noch war da gar nichts passiert, wenn ich das richtig verstand.
“Aber er tut dir nicht weh, oder?“ fragte ich sicherheitshalber nach. Sie sah jetzt nicht so aus, als würde er sie prügeln, aber ich wusste sehr gut, dass man das nicht immer sofort sehen konnte. Viele achteten bei ihren Schlägen darauf, Gesicht und Arme auszusparen, eben genau deshalb. Ein anderer Gedanke kam mir auch noch. Einer, der ein altes Feuer entfachte. “Und er zwingt dich nicht, mit ihm zu schlafen?“ Denn dann hätte ich ihn umgebracht. Sofort, ohne zögern. Es gab wenig Verbrechen, bei denen ich mir nicht zumindest die Gründe des Täters anhören konnte. Aber ein Mann, der eine Frau vergewaltigte, verdiente in meinen Augen kein Leben. Dafür gab es keine Entschuldigung. Vielleicht war ich da voreingenommen, aber ich konnte das nicht anders empfinden.
Ein weiterer Kunde betrat den Laden, und ich grüßte ihn höflich, wenn auch nicht enthusiastisch mit einem kurzen "Salve". Ich glaubte jetzt nciht, dass von ihm eine Gefahr ausging, aber er war eben eine weitere Person, auf die ich jetzt achten musste, während ich hier so tat, als wollte ich etwas kaufen.
Falke
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