RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Göttern sei Dank, er spielte mein Spiel mit und verhielt sich so, wie es ein ganz normaler Kunde tun würde. Doch als ich mich ihm offenbart hatte und ihn um Hilfe gebeten hatte, versicherte er mir helfen zu wollen. Aber natürlich wollte er nun auch die Wahrheit wissen, denn es war ja sonnenklar, dass etwas mit meiner Gesichte nicht gestimmt hatte.
"Aber natürlich kann ich dir helfen! Ein Geschenk für ein Mädchen. Wie wäre es mit diesem feinen Wollstoff? Er ist aus ganz dünnen Fäden gewebt. Daraus könnte sie sich ein hübsches Sommerkleid nähen. Wir hätten ihn auch in verschiedenen Farben hier," antwortete ich demonstrativ etwas laut und deutlicher und warf dabei Modestus immer mal wieder einen flüchtigen Blick zu. Doch der schien tatsächlich in seiner Aufgabe vertieft zu sein. Als ich Louarn schließlich den Stoff zeigte, trat ich noch etwas näher zu ihm und senkte dann wieder meine Stimme.
"Nein, Erwan ist nicht mein Vater und er ist auch nicht mit mir verwandt. Er hat mir bei meiner Flucht aus Éire geholfen und mich auf seinem Schiff mitgenommen. Ich war ganz allein und er hat mir angeboten, mit ihm zu kommen, weil ich doch völlig fremd war und die Sprache der Rómhánaigh nicht spreche. Dafür war ich ihm auch wirklich sehr dankbar. Aber an dem Tag, an dem wir uns getroffen haben, wurden mir die Augen geöffnet!" Zur sicherheit wandte ich mich noch einmal nach Modestus um, bevor ich weiter sprach. "Er sagt zwar, ich sei für ihn wie eine Tochter. Aber deshalb will er auch über mich bestimmen. Er sagte, ich dürfe dich nicht mehr sehen und er will für mich einen passenden Mann finden, den ich dann heiraten soll. Am liebsten wäre ihm ein Rómhánach! Aber das will ich auf gar keinen Fall!" Am liebsten hätte ich einen Mann wie Louarn gewollt. Einen hübschen starken Mann, der mir Lieder vorsang und der alles für mich tun würde, weil er mich liebte und nicht weil ich die vermeintliches Tochter des Tuchhändlers Erwan war!
"Ich muss hier unbedingt weg. Aber ich weiß nicht, wohin, denn außer dir kenne ich ja hier niemand." Allerdings ahnte ich auch, was Erwan tun würde, wenn er herausfand, dass ich weg war. Er würde sich denken können, dass vielleicht Louarn hinter meinem Verschwinden stecken könnte.
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