RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Im ersten Moment sah ich nur einen älteren Kerl, der auch gleich Anstalten machte. Ich überlegte mir schon, was ich ihm sagen sollte und ob es wohl Ärger für Niamh geben konnte, wenn ich einfach nach ihr fragte. Genau wegen dieser Situation hatte ich lange gezögert, überhaupt zukommen. Naja, deshalb, und wegen dem anderen. Ich holte grade Luft, als dann doch der kleine Rotschopf auf mich zukam – und so tat, als würde sie mich nicht kennen. Meine Stirn zog sich kraus, da ich nicht gleich verstand, was das sollte. So lang war ich ja jetzt schließlich auch nicht weg gewesen, aber wenn ich so wenig Eindruck hinterlassen hatte, dass sie sich nicht einmal mehr nach läppischen fünf Tagen an mich erinnerte, dann hatte ich mir wohl ziemlich viel eingebildet. “Haia...“ grüßte ich etwas lahm zurück, als sie auch schon, weitaus leiser, auf mich einredete und sich aufklärte, wieso sie sich so komisch verhielt. Ich kapierte sofort und räusperte mich kurz. “Ähm, ich bin auf der Suche nach einem Geschenk für ein Mädchen, das ich sehr gerne habe. Vielleicht kannst du mir helfen, etwas zu finden, was ihr gefallen könnte“, sagte ich so laut, dass der Kerl im Hintergrund es mitbekommen würde, aber nicht so laut, dass es auffällig wäre. So aber hatten wir beide eine Ausrede, warum sie bei mir blieb und er nicht das Gespräch übernahm. Immerhin war sie ja ein Mädchen, da musste sie ja wissen, was denen so gefiel.
Sehr viel leiser versuchte ich sie dann erst einmal zu beruhigen. “Natürlich helfe ich dir. Aber du musst mir erst einmal sagen, was hier los ist. Dieser Erwan? Er ist nicht dein Vater, richtig? Hält er dich gefangen?“ Das erschien mir jetzt doch sehr naheliegend, wenn sie sich so bemühte, keinen Verdacht zu erregen und gleichzeitig so eine Verzweiflung aus ihrer Stimme sprach.
Falke
|