RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Ich hatte keine Ahnung, was ich hier tat. Wirklich gar keine. Es fühlte sich falsch an. Auf so unendlich vielen Ebenen falsch, dass ich es schon gar nicht alles aufzählen konnte. Ich wusste, Erwan würde mich hier nicht haben wollen. Ich wusste, Niamh würde sich Hoffnungen auf Gefühle machen, die ich so gerne empfinden wollte, aber die einfach nicht da waren. Nicht genug, jedenfalls. Nicht so, wie an der Stelle, wo ich sie nicht haben wollte und durfte. Ich wusste, ich benutzte Niamh, um mich davon abzulenken, und ich kam mir schäbig dabei vor. Wirklich schäbig. Sie verdiente so etwas nicht. Ich redete mir ein, dass das alles ja auch kommen konnte, und dass ja auch gar nichts war und ich ihr auch keine Hoffnungen gemacht hatte. Dass sie einfach nur einen Freund brauchte, der ihr half bei… was auch immer sie hier mit diesem Erwan zu schaffen hatte. Dass ich ihr einfach nur helfen wollte. Aber ich wusste, dass das nur ein Teil der Wahrheit war, und deshalb fühlte ich mich wie ein Schuft.
Und deshalb zögerte ich auch volle fünf Tage, ehe ich doch hier hergekommen war. Ich war am Morgen zum Fluss gegangen und hatte mich dort gewaschen – was wirklich arschkalt war zu dieser Jahreszeit! Die Römer hatten hier zwar ein riesiges Badehaus in der Stadt, aber ich wusste nicht, ob Kelten dort auch hinein durften und wie das alles funktionierte, also nahm ich besser den bitterkalten Fluss für meine Körperpflege. Danach hatte ich mich erst einmal wieder aufgewärmt und nochmal mein Haar neu geflochten, ehe ich dann am frühen Nachmittag losgegangen war, diesen Tuchhändler zu suchen. Und jetzt stand ich davor und hatte eigentlich keine Ahnung, was ich hier machte, und ob ich es machen sollte. Ich hatte keine Verwendung für Tuch. Ich konnte nicht mehr als das nötigste nähen. Was also sollte meine ausrede sein, herzukommen? Und was, wenn Niamh gar nicht da war, oder dieser Erwan mich einfach wieder rauswarf? Naja, gut, dann hatte ich irgendwie auch eine Antwort, und wahrscheinlich wäre die sogar das beste, da sie mein Gewissen beruhigen würde, und zwar in jede erdenkliche Richtung.
Ich atmete noch einmal durch. Ich war vieles. Ein Spion. Ein Lügner. Ein Krieger für die alten Götter. Ein Saboteur. Ein Druide. Aber eines war ich nicht: Ein Feigling. Und auch, wenn es sich falsch anfühlte, hatte ich den Entschluss gefasst, dass es insgesamt das beste wäre.
Also straffte cih nochmal meine Haltung und betrat dann den Laden, um zu sehen, ob Niamh da wäre.
Falke
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