RE: Sitz der Minenaufsicht
Mit meinen Gedanken schweifte ich weit ab, während ich wartete. Wieder dachte ich an zu Hause, an meine Eltern und meine Schwester und an Branwen. Aber 'zu Hause' gab es nicht mehr. Sie lebten nun in Venta Silurum. Unser Dort hatten die Soldaten dem Erdboden gleichgemacht. Im ihrer neuen Stadt konnten sie uns besser kontrollieren und umerziehen. Damit wir unsere Sprache, unsere Geschichten, unsere Götter und unsere Traditionen vergaßen. Doch damit würden sie kein Glück haben. Solange es noch im Verborgenen die weisen Männer gab, die unser Wissen weitergaben, solange würde unser Volk weiterleben. Selbst ein ignoranter Römer, wie Eques Balventius, der keinen blassen Schimmer von Samhain hatte, würde daran nichts ändern.
Erin, der andere Gefangene war von den Soldaten während des Festes aufgegriffen worden. Es war eine Schande, was die Besatzer mit uns trieben! Da er noch recht gesund wirkte, sollte er nun für den Medicus als Versuchskaninchen dienen. Vielleicht würde Pytheas ja mit ihm seinen Durchbruch haben und endlich ein Mittel gegen die Seuche finden.
Als ich dann nach einer Weile plötzlich meinen Namen aus dem Mund der Römers hörte, zuckte ich kurz zusammen. Der Soldat verließ inzwischen mit seinem Gefangenen den Raum und Balventius' Blick hatte mich sofort eingefangen. Er sprach mich auch sofort an, was mich leicht irritierte, den ich hatte damit gerechnet, dass er zuerst den Medicus ansprechen würde. Ich trat einen Schritt näher und räusperte mich, bevor ich zu sprechen begann. "Ja, das habe ich, Dominus. Ich würde es vorziehen, in deinem Haus zu dienen." Meine Unterwürfigkeit bereitete mir Übelkeit. Aber was machte man nicht alles, um der Freiheit ein Stückchen näher zu kommen?
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