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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
02-07-2023, 12:51 AM,
Beitrag #4
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
[Bild: Erwan-klein.jpg] |Erwan

 Fast eine Woche war vergangen, seitdem Erwan wieder zurück war. Wie jeden Tag verbrachte er die ersten Stunden des Tages in seinem Tablinum über den Geschäftsbüchern und erledigte die Korrespondenz. Anscheinend waren die Geschäfte in seiner Abwesenheit gut gelaufen. Modestus hatte wirklich ein gutes Händchen fürs Geschäft entwickelt. Erwan hätte nichts Besseres tun können, als ihm das Ladengeschäft während seiner Abwesenheit anzuvertrauen. Sein Freigelassener hatte es auch in diesem Jahr verstanden durch kluges handeln und das Gespür, was gerade bei der Kundschaft begehrt war, den Umsatz zu steigern. Natürlich spielten dabei auch Erwans gute Beziehungen zu seinen beiden Brüdern eine wichtige Rolle, die er immer noch nach so vielen Jahren pflegte. Als sein Vater vor mehr als zwanzig Jahren verstorben war, hatten sich seine drei Söhne das Geschäft untereinander aufgeteilt. Während Brennus, der Älteste der Drei, das Stammhaus in Ladanum übernommen hatte, waren Erwan und sein jüngerer Bruder Louan hinaus in die Fremde gezogen, wodurch das Handelshaus noch weiter expandieren konnte. Louan hatte sich auf den Handel mit dem Osten konzentriert, während  Erwan sein Glück im Norden machen wollte. So gelangte zum Beispiel feinster Seidenstoff aus dem fernen Osten bis nach Iscalis oder wärmender Wollstoff aus Britannia bis nach Rom.


Auch Niamh war dabei, sich langsam an ihr neues Leben zu gewöhnen. Für sie war fast alles. was es an Komfort im Haus gab, neu. Erwan, der als einziger ihre Sprache verstand, versuchte ihr alles zu erklären und ermutigte sie stets das Neue auch einmal auszuprobieren. Bereits am Tag nach ihrer Ankunft hatte er sie mit neuen Kleidern im römischen Stiel ausstatten lassen. Allmorgendlich kam nun Dana zu ihr, um sie zu frisieren. Der jungen Hibernierin sollte es an nichts fehlen. Sie war für ihn wie seine eigene Tochter, die er leider viel zu früh verloren hatte. Damals, vor fast sechzehn Jahren hatte das Fieber sie und ihre Mutter dahingerafft. Für Erwan war damals eine Welt zerbrochen. Er hatte lange gebraucht bis er über den Tod der beiden hinweggekommen war. Um Abstand zu bekommen, hatte er sich entschlossen. nach Britannien zu gehen. Nach der Niederschlagung des Icener-Aufstandes war es wieder sicherer auf der Insel geworden, so dass er sich entschloss, zunächst als fahrender Händler umherzureisen. Erst mit dem Alter kam die Einsicht, langsam wieder sesshaft zu werden. Woraufhin er sich ein Standbein in Iscalis geschaffen hatte.

Seitdem Niamh nun in seinem Haus lebte, schien ihm alles viel leichter von der Hand zu gehen. Jede freie Minute verbrachte er mit ihr, um ihr die Sprache und die Gewohnheiten ihrer neuen Heimat beizubringen. Die junge Frau war ihm dafür sehr dankbar und es zeigte sich recht schnell, dass sie über eine gute Auffassungsgabe verfügte. Dennoch wirkte sie manchmal traurig und verloren. Daher hatte Erwan beschlossen, für sie ein wenig für Abwechslung zu sorgen. Seit sie hier war, hatte sie das Haus nicht wieder verlassen. Es war an der Zeit, dass sie die Stadt, in der sie nun lebte, kennenlernte! Als er den letzten seiner Briefe beantwortet hatte, rief er nach Luca und trug ihm auf, Niamh zu suchen und sie zu ihm ins Tablinum zu bringen.
Kurze Zeit später erschien die Hibernierin in seinem Arbeitszimmer. Er bot ihr an, sich zu setzen und sie nahm auf einem Stuhl Platz.

„Womit hast du dich denn heute Morgen beschäftigt?“ fragte er sie freundlich. 
„Oh, ich habe ein wenig gewebt und versucht, mich mit Dana zu verständigen, als sie mir das Haar frisiert hat.“ Der Händler lächelte ihr anerkennend zu. 
„Und wie ist es gelaufen? Konnte sie dich verstehen?“ Niamh zuckte mit den Schultern. 
„Ich weiß nicht so recht. Ich glaube ich muss meine Aussprache noch etwas verbessern, “ antwortete sie grinsend. Erwan lachte. 
„Ich hätte da eine Idee, wie du langsam ein Gespür für die Aussprache bekommst. Lass uns heute in die Stadt gehen. Wir könnten etwas Essen und ein paar schöne Dinge für dich einkaufen. Und ganz nebenbei lernst du die Leute und ihre Gebräuche hier kennen und wie sie sprechen. Was hältst du davon?“ 
Niamhs Begeisterung hielt sich in Grenzen. Sie hatte das Haus bisher als sichere Zuflucht gesehen. Hier lebte sie behütet. Fernab von allem was ihr fremd war und wovor sie Angst hatte. Doch sie sah ein, dass sie sich nicht für den Rest ihres Lebens hier verschanzen konnte, wenn sie hier leben wollte.
„Ich weiß nicht. Ich fürchte mich ein wenig. Zuhause habe ich schlimme Geschichten über die Rómhánaigh gehört.“ Erwan konnte ihr Zögern und ihre Ängste verstehen. Die Römer genossen in Hibernia nicht gerade den besten Ruf. Manche verglichen sie sogar mit Dämonen oder Ungeheuern. 
„Hab keine Angst, Niamh. Wir werden Corax mitnehmen. Er wird auf dich aufpassen und kann dich auch beschützen, wenn dich jemand belästigen sollte. Du wirst sehen, die Stadt wird dir gefallen!“ Wieder zögerte Niamh einen Moment. Doch dann nickte sie zustimmend.
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan - von Furiana Nivis - 02-07-2023, 12:51 AM

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