RE: Haustür (Ianua)
Leander hatte mich in eine Stuhlsänfte verfrachten wollen, aber soweit kam es grade noch! Ich lief! Bis zu der Villa war es nicht weit, die Stadt hier war winzig im Vergleich zu Rom und ich war nicht so alt, als ob meine Beine mich nicht mehr tragen würden, und auch nicht so dekadent, diese kurze Strecke mit so einem Tamtam zu verplempern. Ich fragte mich sowieso, wo Leander das Ding aufgetrieben hatte, ich hätte nicht gedacht, dass es hier sowas überhaupt gab.
Nein, ich war also gelaufen, an dieser ekelig nasskalten Luft, während er wie ein aufgescheuchtes Huhn um mich herumtanzte, damit die Toga nicht dreckig wurde, wenn ich mich seiner Meinung nach zu schnell bewegte. Pah! Wirklich, der Kerl war schlimmer als mein Eheweib, man mochte es kaum glauben. Dabei war Calpurnia von dem Schlag Weib gewesen, die selbst Xanthippe wie ein sanftes Lämmchen erschienen ließ. Für die Zeit unserer Ehe konnte ich jeden Tag besser den großen Sokrates verstehen, warum er den Schierlingsbecher geleert hatte.
Was war ich froh, als wir ankamen. Nicht, weil ich so positiver Stimmung wäre, aber jetzt hörte das Gemecker wenigstens erst einmal auf, weil Zeugen anwesend wären. Ich ließ Leander also anklopfen, was er auch gleich machte, während ich mir das Haus von außen ansah. Riesiger Klotz. Bestimmt dutzende Sklaven. Definitiv kein Kyniker, der hier wohnte.
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