RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Ich war immer noch etwas von den Ereignissen dieser Nacht benommen. Die Flucht war zum Glück gelungen, aber die Angst verfolgt zu werden und mich von meinem Retter wieder fortzubringen, ließ nur langsam nach. Und in diesem Zustand brauchte ich Sonnwins Zuneigung und Nähe mehr denn je. Und als er mich vom Pferd hob und seinen Mantel auf dem Boden ausbreitete, setzte ich mich darauf hin und beobachtete, wie er die Feuer machte. Dann holte Sonnwin etwas aus seinem Vorratssack und gab mir ein grünes Päckchen, das er Mosam nannte und erzählte mir ausführlich über dieses universale Produkt, ich aber zögerte noch es zu probieren... "Danke, Friudel, ich habe aber keinen Hunger, nur Durst ... Hast du auch Wasser dabei?"
Da vernahm ich ein Geräusch und auch das Pferd Bernjan schnaubte leicht. Ich schmiegte mich an meinen Retter fest, der inzwischen neben mir saß und seinen Arm um mich legte, dann lachte er und flüsterte mir ins Ohr, ich sollte keine Angst haben, es ist nur Durs, sein Knecht. Und da sah ich ihn auch, der aus der Dunkelheit plötzlich erschien und über das ganze Gesicht strahlte. Der gute Mann brachte aber ein richtiges Essen mit, vor allem die Käsebrote, mein Lieblingsessen, "Danke, Durs ...", sagte ich und lächelte ihn fröhlich an. Sonnwin vermutete, dass das alles von seiner Schwester kam und war für einen Moment in Gedanken versunken. Ich streichelte seine Hand und küsste ihn sanft auf die Wange.
Als wir gegessen hatten, erzählte mir nun Sonnwin, was uns in der nächsten Zukunft erwartet. Ich hörte ihm zu und wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, es war einfach unfassbar, dass wir uns für ein Jahr und einen Tag in der Wildnis verstecken müssen, "Zu versöhnen? Dieser Mann hat kein Herz und ist undankbar, du musst nun dein Land und deine Schwester zurücklassen, nur weil mein Cousin sich stur stellt und nicht willens ist, einzusehen, dass wir miteinander glücklich sind und er nicht imstande ist, uns jemals zu trennen...", ich schüttelte den Kopf und schwieg einen Moment, dann schaute ich Sonnwin liebevoll an,
"Liebster Friudel, du weißt, ich gehe mit dir, wohin auch immer, auch zu keltischen Priesterinnen, und hoffe, sie werden uns helfen ...", Ich nickte bestätigend, um mir selbst Mut zu machen; dann dachte ich kurz nach, "Wenn wir den Ort finden, wo wir bleiben könnten, können wir Gerwina eine Nachricht und etwas Geld zukommen lassen, damit sie den Winter gut übersteht...", dabei zeigte ich Sonnwin meinen Lederbeutel,
"Wie du siehst, habe ich nichts mitgenommen, nur diesen Beutel voll mit Münzen gestopft und wir werden versuchen, einen Boten zu finden", dann sah ich ihn fragend an: "Was sagst du dazu, mein Friudel?"
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