RE: Der Verkauf des Madoc (und einiger unwesentlicher anderer)
Wenn ich im vornherein gewusst hätte, wie es wäre, seit Jahren auf sie aufzupassen, ich glaube, ich hätte mir das ganze noch einmal überlegt. So ungefähr ab dem Zeitpunkt meiner Geburt. Oh ja, viele Entscheidungen wären definitiv ganz anders ausgefallen. Sehr anders. Ich hätte mich nicht von meinem Erzeuger protegieren lassen. Ich hätte meinem Großvater die Meinung gesagt. Ich hätte…
Während ich so hinter Didia Corona herlief, überlegte ich viel, was ich anders gemacht hätte. Aber die Wahrheit war wohl, dass ich genau da war, wo ich auch sein wollte. Denn ehrlicherweise, ich könnte jederzeit gehen. Oh, vielleicht würde sie mich bitten, zu bleiben, auch wenn sie es zuvor nie getan hatte. Vielleicht würde sie mich vermissen. Aber aufhalten würde sie mich wohl kaum können, wenn ich wirklich nicht wollen würde. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wusste ich, dass ich ihr Vertrauen nicht ausnutzen würde. Nicht in dieser Weise. Es gab vieles, das sie nicht wusste, vor dem ich mich scheute, es ihr zu sagen. Meinen Namen beispielsweise. Meine Geschichte. Meine Familie. Wie ich sie gefunden hatte, und warum. Es würde viele dinge in ihr zerbrechen, die ich unzerbrochen lassen wollte. Sie war schon so viel zerbrochen worden, dass ich keinen Anteil daran haben wollte.Also sollte ich aufhören, mich zu beschweren.
Auch wenn sie es mir wahrlich nicht leicht machte! Heute wollte sie unbedingt sehen, ob wir hier einen Sklaven kaufen könnten. Wir hatten zwar noch nicht einmal eine vernünftige Wohnung, aber hey, vielleicht bald noch einen Sklaven! Prioritäten. Voll wichtig.
Ich schnaufte also noch einmal und stapfte weiter hinter ihr her über den Markt, als sie auch bei einem besonders heruntergekommen wirkenden Stand stehen blieb und sich natürlich einmischte. Oh, ich verstand sofort, was sie an diesem Exemplar fand. Viel nackte Haut und ein halbwegs jugendliches Äußeres, keine grauen Haare oder einen Fettbauch, sondern nur Muskeln und Sehnen und mehr Einblicke, als eine Dame ihres Standes haben sollte. Oh ja, ich verstand sehr genau, was sie daran gerade faszinierend fand, und es gefiel mir außerordentlich. NICHT.
Ich blieb dicht hinter ihr und lockerte unmerklich die Schultern. Das hier gefiel mir aus einigen Gründen nicht, und nein, Eifersucht war da der geringfügigste. Auch wenn ich mir durchaus überlegte, ob ihr nicht besser geholfen wäre, wenn ich einmal entsprechend viel Haut in einem für sie sicheren Rahmen zeigen würde. Ich glaubte zwar nicht, dass sie genau das wirklich wollte, wirklich vermisste, nicht nachdem ihr Ehemann sie so behandelt hatte, wie er es getan hatte. Aber der Gedanke, dass sie sich da einem völlig fremden Sklaven anvertraute, der war… beunruhigend.
Und den Typen, mit dem sie redete, konnte ich noch gar nicht einschätzen, was die Sache nicht besser machte. Den Rangabzeichen nach zu urteilen war er Ritter, aber Rang war nicht alles. Und hatte ich schon erwähnt, dass ich meine Herrin zu beschützen gedachte? Selbst wenn die schlimmer zu hüten war als ein Sack Flöhe.
![[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_36_30.png)
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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