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Nach meinem kurzen Intermezzo im Ludus, war ich nun wieder in der Gewalt eines Sklavenhändlers. Wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellte, war diese Missgeburt von Sklavenhändler selbst Kelte! Tadhg, so war sein Name, profitierte vom Leid derer, die das Land von der römischen Pest reinigen wollten. So war es nicht verwunderlich, dass sich unter seiner 'Ware' noch weitere Krieger befanden, die wie ich selbst, in Gefangenschaft geraten waren.
Da meine Zeit in der Gladiatorenschule nicht spurlos an mir vorüber gegangen war, war Tadhg dazu gezwungen, abzuwarten bis wenigstens die Schrammen in meinem Gesicht und das blaue Auge verschwunden waren. Als ich dann endlich bereit zum Verkauf war, wuschen mich Tadhgs Handlanger notdürftig und fütterten mich mit etwas, was sie
Puls nannten, einem Getreidebrei, der allerdings mehr Wassersuppe als Brei war, da sich nur wenig Getreide darin verirrt hatte. Allerdings konnte man bei genauem Hinsehen die "Fleischeinlage" in Form von Maden entdecken, die sich wohl zuvor am Getreide gütlich getan hatten. Doch was isst man nicht alles, wenn man Hunger hat!
Der Tag, an dem ich nun den Besitzer wechseln sollte, war ein küler und unfreundlicher Tag gewesen. Der Himmel war wolkenverhangen und ließ auf nichts gutes schließen. Womöglich würde es später noch regnen oder sogar schneien. Trotz der widrigen Temperaturen zerrten mich Tadhgs Männer halbnackt zu den anderen Sklaven, die heute noch verkauft werden sollten. Lediglich ein Lendenschurz derdeckte meine intimste Stelle. Es war arschkalt! Aber ich war ein Krieger und keine Memme! Neben den mitleiderregenden Figuren neben mir, stachen die anderen Krieger und ich wohl voll heraus. Auch wenn ich in den letzten Wochen einiges an Prügel eintecken musste und gefühlt ständig gehungert hatte, machte ich immer noch einen starken und muskulösen Eindruck.
Kurze Zeit später erschien dann tatsächlich ein potentieller Kunde, der sich Tadhgs Ware genauer betrachten wollte. Der Kerl sah genauso aus, wie ich mir immer diese arroganten Römer-Schnösel vorgestellt hatte. Ich tat so, als ob ich ihn nicht sehen würde, doch in Wirklichkeit entging mir kaum eine seiner Bewegungen, geschweige denn, was er so alles von sich gab. Ich verstand die Sprache der Römer weitgehend, so dass ich alles verstand, was er zum Besten gab. Da ihm Tadhgs Ware nicht allzu sehr in Wallung versetzte, wunderte ich mich nicht, dass er schließlich vor mir zum Stehen kam. Unvermittelt betatschte er meinen Oberarm. Doch diese Berührung ging über das normale Befühlen der Muskelmasse hinaus, wie mir schien. Ich ließ mir natürlich nichts anmerken. Letztendlich würde ich so oder so in einer der Minen landen, denn so hatte es ja mein letzter Besitzer gefordert.
Natürlich wollte Tadhg für mich eine höhere Summe, als für die anderen, die der Römer zu kaufen gedachte. Doch der ließ sich darauf nicht ein, zumal Tadhgs Geschäftsgebaren in der Vergangenheit eher fragwürdig gewesen waren.
Letztendlich richtete der Römer das Wort an mich. Ich muss gestehen, dass mich das zunächst überraschte, denn scheinbar wollte er mir die Chance geben, eben nicht als lebender Toter in den Minen zu enden. Verdammt, ich hatte große Lust, dem Kerl all meine Verachtung entgegenzuschleudern. Das aber hätte bedeutet, wahrscheinlich in einem halben Jahr tot zu sein. Tot nützte ich meinem Volk und meiner Familie nichts! Also biss ich mir auf die Zunge, bevor ich ihm antwortete.
"Ja Dominus, ich spreche deine Sprache und kann deinen Befehlen folgen." Nach diesen Worten empfand ich nur Übelkeit in der Magengegend.