Am dritten Tag, so wie es im Dunkelgedicht von meinem Sonnwin stand, und es stockdunkel wurde, verließ ich mit Sylvana auf den Zehenspitzen das Cubiculum durch die Balkontür. Ich trug einen Umhängebeutel mit Geld, das ich noch in meinem Zimmer aufbewahrte und auch meinen Schmuck, über der Schulter, unter meiner dunklen Stola versteckt, die auch meinen Kopf bedeckte.
Und so, wie ich Sonnwins geheime Botschaft verstanden hatte, als wir die Gartenmauer erreichten, kletterte ich mit Sylvanas Hilfe darauf, blieb da sitzen und starrte in die Dunkelheit. Ein ganz leiser Wind wehte um die Mauer, der Neumond war noch unsichtbar, aber Tausende Sternen funkelten am Firmament. Etwas beunruhigt war ich schon, denn ich wusste nicht, wo ich auf meinen Retter warten sollte, es musste aber weit von der Frontseite der Villa sein, also auf der anderen Seite, oder seitlich ... Es war ziemlich kompliziert und ich war fast verzweifelt, als ich das Schnauben eines Pferdes hörte, genau mir gegenüber, da wo die Seitenstraße entlang der Gartenmauer verlief! Erkennen konnte ich in der Dunkelheit nichts, aber ich holte schnell ein weißes Tuch aus dem Beutel heraus und wedelte damit hin und her drei Mal mit Abständen und hoffte innig, es war sein Pferd, das schnaubte und mein Friudel sah mein Zeichen...
Frijas Perle liegt im Dunkeln,
Das verheißungsvolles funkeln,
Ein Geschenk der Hingabe,
Erfreut einen in jeder Lage.*
*Michael Schütz