(01-07-2023, 01:26 PM)Marcus Mucius Primus schrieb: Jetzt also waren wir in Britannien. Es schmeckte mir nicht wirklich, aber von allen Möglichkeiten war es eine der erfolgversprechendsten, und angesichts der Umstände wohl das kleinstmögliche Übel. Soweit das auf die Entfernung und ohne Aufsehen zu erregen möglich war, hatte ich mir Erkundigungen über unseren Zielort eingeholt. Kleine Stadt, noch im Aufbau, viele neue Gesichter, am Rand der Welt ohne nennenswerte Vorkommnisse. Eine Silberbleimine in der Nähe, daher voraussichtlich gut befriedet und unter Kontrolle. Wir würden nicht weiter auffallen unter den neuen Siedlern hier, unsere Geschichte war stichhaltig und würde einer ersten Überprüfung zweifellos standhalten. Auch dafür hatte ich gesorgt.
Trotzdem gefiel es mir nicht besonders, hier im Schankraum einer Taverne zu sitzen. Ein Teil von mir wollte anmerken, dass so ein Haus dem Ruf meines Schützlings nicht angemessen war. Ihrer Stellung nach sollte sie mindestens eine Villa in der Größe einer Statthalterpräfektur bewohnen. Aber genau das würde die Aufmerksamkeit eben unnötig auf uns ziehen, und es war wichtiger, zu verschwinden und unterzutauchen. Auch wenn es einige Einschnitte in ihrem Leben bedeuten würde. Aber sie würde damit klar kommen. Sie war stark. Stärker, als ihr bewusst war, schien mir häufig. Und ja, ich bewunderte sie dafür ein wenig. Auch wenn ich das natürlich nie sagen würde. Das war aus vielerlei Gründen nicht angemessen.
Die Bedienung kam und verwies uns an einen nahen Mietstall, bevor sie unser Essen holte. Auch das war sicherlich etwas anderes als das, was meine Domina gewöhnt war. Wobei die letzten Wochen und insbesondere die Überfahrt von Gallia nach Britannia da alle Erwartungen sehr weit nach unten korrigiert hatten. Wir hatten schon wesentlich schlechter gegessen und es überlebt. Ich nickte der Bedienung kurz zu und beobachtete, wie ein Mann seinen betrunkenen Kumpel vor die Tür brachte.
Hatte ich schon erwähnt, dass mir die Umgebung nicht gefiel und ich meiner Domina etwas besseres wünschte? Aber gut, so war es eben.
Wie immer – oder meistens – probierte ich erst einen Löffel und nickte dann in Richtung der zwei Frauen, die mich begleiteten. Das Essen war in Ordnung. Die beiden konnten gefahrlos damit beginnen. Ich war mir sehr sicher, dass Serafina insgeheim auf mich stand, auch wenn sie gerade zu müde war, um es zu zeigen. “Gibt es ein Badehaus in der Nähe? fragte ich Helena noch, ehe sie verschwand, denn ich war mir sicher, dass die Damen sich würden waschen wollen, sobald es möglich war. Eine enge Kutsche förderte nicht unbedingt den körperlichen Wohlgeruch, um es mal so auszudrücken. Und wenn sie heute nicht mehr baden wollten, dann sicherlich morgen.
*Unser Essen ist doch nicht schlecht oder sogar vergiftet, was bildete sich der Schnösel ein es erst zu probieren, bevor seine Begleitung sich dran trauten*
Helena war wirklich beleidigt und wollte schon was sagen, doch wie sagt man so schön „Der Gast ist König“. „Es gibt eine öffentliche Therme hinter dem Forum, am Vormittag gibt es da eine Zeit für Frauen. Ansonsten haben wir nur Wasser und Schüssel auf dem Zimmer, für den Bottich im Hof ist es zu kalt. Ich kann auch das Wasser für die Domina warm machen lassen.“
Die beiden Damen sahen wirklich etwas mitgenommen aus und Helena konnte sich schon denken das sie heute nur noch sich etwas frisch machen wollten und dann schlafen.
„Sollen wir zwei Zimmer vorbereiten? Eines ist etwas größer und ist zur Straße hinaus, das kleinere zum Hinterhof. Bei beiden kann man ein Bett zusätzlich dazu stellen.“
Das alle drei in einem Zimmer schlafen wollten konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Alle beiden Zimmer waren frisch gereinigt und auch gelüftet.
Über den Mann machte sie sich so ihre eigenen Gedanken.
Er sah zwar aus wie ein einfacher Bürger oder Freigelassener, aber Helena war sich sicher da steckte mehr dahinter. Er war kräftig gebaut, viel zu gutaussehend und sah sich ständig im Raum um, als ob er etwas suche.
Auch die beiden Frauen sahen nicht aus, als ob sie wirklich hierhergehören würden.
Die eine war sicher eine Sklavin, soweit man das bei den Reisekleidung beurteilen konnte. Sie kümmerte sich fast schon aufopfernd um die kleinere in der Gruppe.
Auch sie probierte zuerst den Eintopf ihrer Herrin und pustet sogar etwas darüber, bevor sie ihr den Löffel reichte. Beobachtete das sie auch wirklich etwas aß bevor sie selbst begann.
Helena beschloss die Gruppe etwas genauer im Auge zu behalten, wer wusste schon so genau was wichtig für sie alle war.