(12-14-2022, 10:47 AM)Lucretia Serena schrieb: Ich hatte mich ebenfalls von meiner Phoebe zurecht machen lassen, aber ganz so modisch aufgetürmt wie Sabinas Haar waren meine langen haselnussbraunen Locken nicht. Meine Frisur war eher nach londinischer Art frisiert, wobei das lange Haar mit Wollbändern zu einem Knoten gebunden wurde. Hier in Britannia war das modern, aber für römische Verhältnisse eher altmodisch. Mir stand diese Frisur allerdings ausgezeichnet und ich wählte sie oft für spezielle Anlässe. Dazu trug ich eine Kombination aus einer sonnengelben Tunika und einer tief orangenen Palla. Die Kleidungsstücke waren einfach und kaum bestickt, aber der Stoff war von ausgezeichneter Qualität und in leuchtenden Farben gefärbt. Dazu trug ich nur ein einfaches Set aus Korallen- und Bernsteinschmuck. Verglichen mit Sabina war ich eben provinziell - in der britannischen Provinz geboren und aufgewachsen.
In der Menge aus weißen Togas in der Loge der betuchten Zuschauer stachen Sabina und ich wie bunte Vögelchen in einem verschneiten Wald heraus. Ich nahm meinen Platz neben Sabina ein und ließ wie sie meinen Blick über die versammelten Zuschauer gleiten. Mein Blick blieb am jungen Furius hängen, was mein Herz ein wenig schneller schlagen ließ. Ich fand, dass er auf jeden Fall der ansehnlichste der versammelten Herren der Schöpfung war. Ich starrte immer noch so ein bisschen, als Sabina mich ansprach und fragte, wer denn der Ritter da drüben war. So viele Ritter gab es nicht in Iscalis und alt war er auch nicht, also war die Antwort einfach. "Das ist Eques Balventius Varro. Ihm gehören ertragreiche Minen hier im Umland, nach dem was ich so gehört habe."
Ich ließ mir ebenfalls etwas von den Häppchen reichen, auch wenn ich mir ein warmes Getränk gewünscht hätte. Auch wenn wir hier vor Wind abgeschirmt waren, so war es doch sehr kalt heute. Es war kalt genug, dass ich meinen Atem als Wolke vor mir sehen konnte und meine Nase fühlte sich wie ein Eiszapfen an. Ich war froh, dass ich eine dicke Untertunika und meine schwere Wollpalla anhatte, die ich nicht nur aus Bescheidenheit und Sittsamkeit über mein Haupt gezogen hatte. Wie es wohl Sabina mit der Kälte ging? Sie war südlichere Gefilde gewohnt und hier war es doch recht kalt im Winter.
Ich schlang meine klammen Finger um einen Becher leider untemperierten Gewürzweines:
"Ist das kalt heute. Wird das hier in Britannia etwa noch kälter werden?"
Selbst auf dem wildesten Meer war mir nicht kalt gewesen, und jetzt wusste ich auch, warum ich Wolle tragen sollte und keine luftige Seide. Ich machte einige Dampfwolken in die Luft, das hatte ich zuvor nie gesehen und irgendwie war das lustig:
"Ritter Balventius mit Minen? Bestimmt sehr reich und vielleicht auch mit dem Kaiser befreundet. Doch nicht ganz standesgemäß", ich rümpfte die Nase, dann bewunderte ich Lucretia Serenas Schmuck:
"Das eine sind Korallen, aber was ist das für ein goldgelber Stein? Passt so schön zu deinen Augen"
Serena sah wirklich hübsch aus. Jetzt merkte ich auch, dass der Veranstalter des Rennens zu ihr hinschaute.
"Schau mal - der Furius guckt zu dir, auch wenn er nicht will, dass man es bemerkt. Er ist Patrizier und sieht ganz gut aus. Für seinen Togatus" - das war der Sklave, der die Aufgabe hatte, ihm die Toga anzulegen:
"..kann er ja nix. Welches Amt bekleidet er?",
ich stubste Serena leicht an.
(12-14-2022, 11:21 AM)Marcus Iulius Cato schrieb: Zwischendurch hatte Cato seine Aufmerksamkeit immer wieder den anwesenden bessergestellten Zuschauern gewidmet. Keine Frauen schienen sie zu begleiten, zumindest keine die ihn interessierte. Da sah er was er bisher übersehen hatte. Die Claudier waren auch anwesend. Endlich wie lange hatte er schon auf eine Begegnung mit ihm gewartet. Ja da war der alte Claudier, wie er ihn aus Rom kannte. Ja und da sah er es, es bestätigte sich was er schon gehört hatte, junge Frauen hatten sich in seinem Haushalt angesiedelt. Hinreißend reizend, echt weiblich, wie die eine da so Desinteresse an nach Aufmerksamkeit vorheuchelte. Überaus bemerkenswert war ihre Erscheinung. Nur dieses Roso liebte er nicht, es war zu zart zu süß, im wäre für sie eher eine Mischung aus blau-grün passend gewesen. Ja Türkis hätte ihm für sie eher zugesagt. Aber sonst ein Prachtweib, nicht so unterwürfig wie ihm schien. Leider wurden römische Mädchen so erzogen, um dann später einer Schlange gleich ihr Gift zu verspritzen. Ihm war ein offener Wortwechsel oder ein kleiner Kampf, in dem er natürlich als Sieger hervorging, lieber. Er war schließlich der Herr im Haus.
Freundlich lächelnd verbeugte er sich leicht lächelnd in die Richtung der Claudier Loge. Er tat sogar noch mehr, er hob seinen Pokal ihr zuzwinkernd entgegen. Aus Freude über diese Begegnung tätschelte er dem Dicken zu seinen Füßen die Wangen und strich ihm fast schon lustvoll über sein Haar.
Der Patrizier in der Loge hatte gemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte. Jetzt verbeugte er sich grinsend und prostete mir vor aller Augen zu.
Ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Bestimmt lief ich so pupurrot an wie ein Feldherrenmantel. Das gab es doch wohl nicht!
Ich krallte meine Hand in Serenas Unterarm:
"Hast du das gesehen?", fragte ich tonlos:
"Für was hält der mich, dass er mich einfach so grüßt und mir zuprostet ohne mir vorgestellt zu sein? Für die große Hetäre von Alexandria?",
ich atmete tief durch:
"Wenn ich keine wohlerzogene junge Dame wäre, würde ich jetzt auch den Becher heben. Und nach ihm werfen und ihn mitten in sein Grinsen treffen. So eine Unverschämtheit"
Ich schaute zu Boden. Noch mehr ärgerte es mich, dass der Schwarzhaarige das mit dem Zuprosten vor Onkel Menecrates getan hatte. Was würde mein Vormund jetzt vielleicht von mir denken? Das ich absichtlich rum kokettierte?
Das würde ich nie tun .... aber so ein klein wenig, klitzeklein wenig schmeichelhaft war die Unverschämtheit ja schon.
Ja, so war es. Ich studierte Philosophie, und Wahrhaftigkeit war ein Wert. Auch sich selbst gegenüber.