RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Varro war hart. Er war streng und er verlangte diesen Männern alles ab. In die Minen kamen viele nicht durch. Und den Männern, die dieses Schicksal durch ihre Taten verdient hatten, weinte niemand hinterher.
Das hieß aber alles nicht, dass ihn die Szene vor seinen Augen nicht berührte. Wenngleich Varro natürlich ein Experte darin war, sein Entsetzen zu verschleiern.
Er war ein wenig überrascht von der Kaltschnäuzigkeit, mit der Phyteas dem Jungen einen Zahn auszog und Gift vorschlug, um sein Leiden zu beenden.
Es war keine Überlegung nötig. Der Bursche würde nicht mehr aufstehen. Er würde nicht mehr arbeiten und er würde nicht mehr leben. Varro sah keinen Grund, der dagegen sprach.
„Tu es“, sagte er knapp. „Tu, was du tun musst.“
Wie betäubt blickte er hinab auf den jungen Mann, der auf ihn nicht wirkte wie ein abgebrühter Sträfling. Wie ein verlorener Knabe eher. Mitleiderregend und viel zu früh am Ende des Weges angelangt.
Varro wandte sich von der Szene ab, die ihn gleichermaßen entsetzte wie anekelte. Es mochte zu einem Teil Selbsthass sein, dass er den Hauptmann der Minenwachen so anschrie, doch packte er den Mann am Kragen und machte ihn zur Sau, dass man Angst bekommen konnte.
„Hörst du? Haltet nach Männern mit diesen Symptomen Ausschau und befrei sie vom Dienst, bis sie untersucht werden konnten! Außerdem will ich, dass ihr die Minen leert!“
„Sie… Sie leeren?“
„Sie leeren! Hast du Lauch in den Ohren? Schaff die Männer dort raus und vergewissere dich ihrer Gesundheit! Und macht hier sauber! Götter, bei diesem Gestank kann niemand gesund werden!“
Ihm war klar, dass er hier Verlust machen würde. Doch wenn ihm alle Arbeiter starben, waren ein paar Tage Verdienstausfall das geringste seiner Probleme.
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