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Die Barracken der Minenarbeiter
10-25-2022, 10:11 PM,
Beitrag #3
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Die Sklaven waren allesamt von der Bleikrankheit befallen und soweit es Pytheas beurteilen konnte, auch die meisten moribund. 
Der Medicus erkannte das am "Bleikolorit", das war die gelblichgraue Verfärbung der Haut, ab und zu krampfte einer von ihnen und die, die zu schwach waren, sich zu erheben, hatten unter sich gemacht. Ihr Urin verursachte dunkelbraune Flecken.
Der Geruch nach Krankheit, Tod und ungewaschenen Leibern war infernal. Pytheas holte ein Riechfläschchen mit Mastix aus seiner Tasche, dann reichte er es jedoch dem Ritter.
Er selbst war blass geworden, aber er trat an das Lager eines der Erkrankten, der nur noch lethargisch da lag. Ab und zu wölbte sich sein Bauch, das waren die Krämpfe:

"Dieser Mann ist schon dem Tode nahe", sagte er: "Ich will dir dennoch an ihm die ersten Anzeichen zeigen, auf die deine Aufseher achten können. Sobald ein Arbeiter sie zeigt, bringe ihn nach oben. Dann werde ich versuchen, ihn noch zu retten",

während er sprach öffnete er den Mund den Patienten und hob die graue Oberlippe an. Er zeigte eine Verfärbung, die einen  blauschwarzen Saum um die Zahnhälse bildete, zog an einem Zahn und hielt ihn sofort in der Hand, achtlos warf er ihn zu Boden:
"Diese blauschwarze Verfärbung ist der Bleisaum", sagte er, und hob den dürren Arm des Bergwerksklaven an:
"Wenn du ihm befiehlst, die Hand zu heben, wird er es nicht können. Das ist eine Lähmung, die sogenannte Fallhand. Sie ist eine der ersten Anzeichen. Jetzt ist er lethargisch, aber am Anfang sind einige von ihnen streitsüchtig, niedergeschlagen oder sogar verrückt",
behutsam legte er den Arm des Mannes wieder ab:
"Wie heißt du? Wie alt bist du? Etwa Zwanzig?", fragte er.

" Alix  "antwortete krächzend der Bergwerkssklave: "Neunzehn Jahre,  Herr"

"Sein Herz wird versagen. So schwerkrank nützen sie mir übrigens nichts, Eques Balventius Varro. Ich brauche deine Sklaven noch gesünder, damit ich verschiedene Verfahren an ihnen ausprobieren kann",
er richtete seinen grauen Sperberblick auf den Herren über das Bergwerks, er selbst war nicht viel älter als dieser Junge, der nun so elend sterben musste:

"Ich kann Leid nur noch lindern", sagte Pytheas: " Erlaubst Du mir bitte, Alix hier Nepenthes zu geben? Dann schläft er"

Nepenthes bedeutete "Ohne- Leid" und war eine Opiumtinktur. Sie brachte heitere Stimmung, sie brachte Schlaf, sie brachte aber auch Erlösung vom irdischen Leben.

Der Medicus senkte den Blick: "Und sag mir wie viel", bat er. Der Ritter war der Eigentümer all dieser Menschen hier. Auch jetzt noch lag ihr Schicksal in seinen Händen. Darüber konnte sich auch ein Freigelassener des Kaisers nicht hinwegsetzen, doch er hoffte so sehr, dass man den Kranken wenigstens ihren sanften Schlaf gönnte.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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RE: Die Barracken der Minenarbeiter - von Flavianus Pytheas - 10-25-2022, 10:11 PM
RE: Die Barracken der Minenarbeiter - von Madoc - 01-22-2023, 08:18 AM
RE: Die Barracken der Minenarbeiter - von Madoc - 01-28-2023, 08:21 PM
RE: Die Barracken der Minenarbeiter - von Madoc - 01-31-2023, 11:19 PM
RE: Die Barracken der Minenarbeiter - von Erin - 03-24-2023, 04:45 AM

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