Sobald Viola in Iscalis ankam, wurde sie von Überraschungen überflutet. Zuerst erfuhr sie vom Stellas Cousin Furius Saturninus, der in der Villa lebte, dass ihre Schwägerin Furia Stella nicht mehr in der Villa wohnte, sondern auf dem Land, auf einem Gutshof, den ihr Mann betrieb. Stella, eine Patrizierin, heiratete einen Germanen, der trotz seiner römischen Bürgerschaft weit unter ihrem Stand war. All das musste sie nun verdauen.
Daraufhin erzählte ihr Stellas Cousin, ein sehr netter Mann, dass er sie zum Gutshof begleiten werde und dass noch eine Vielzahl anderer Gäste mitfahren würden, weil Stellas "neue" Schwägerin heiraten wird, und zwar einen keltischen Fürsten! Für eine römische Matrone war das alles zu viel; sie hatte das Gefühl, sich in einem Traum oder Alptraum zu befinden...
Und als sie jetzt ihre liebe Freundin Stella traf, lösten sich alle Bedenken in Luft auf und ihre Augen leuchteten vor Freude, als sie ihre Freundin sah, sie umarmte und flüsterte:
"Stella, ich habe gehört, dass du einen Mann aus dem Norden geheiratet hast. Ist es wahr?"
Bevor ich antworten konnte, sah ich bereits meinen Ehemann und seinen Onkel, einen sehr beeindruckenden Mann, den ich schon kennengelernt hatte. Er bestellte viele Grüße von Gerlinda und sagte, sie wollte mich als ihre Tochter in die Arme schließen. Das hat mich sehr berührt, ich sprach meinen Dank aus und ließ auch herzliche Grüße an meine Schwiegermutter ausrichten...
"Liebster Friudel, da seid ihr ja", freute ich mich. Dann sah ich etwas besorgt Quiwon an, der mitkam und ganz rot im Gesicht war, hoffentlich hatte er kein Fieber.
"Geht es dir gut, mein Sohn?"
Sergia staunte nicht schlecht, als sie zwei große Männer mit langen blonden Haaren sah, die sich den beiden Damen näherten. Der Jüngere nannte Stella "meine Fridilla" , was das auch immer bedeuten konnte. Er lächelte die Römerin an und hieß sie auf dem Gabiniergut willkommen!
"Das ist mein Ehemann Gabinius Secundus", stellte ich meinen Gemahl vor. Friudel lächelte weiterhin freundlich, und Viola konnte nicht anders, als seine starke Präsenz zu bewundern.
"Ich grüße dich auch, Gabinius Secundus und vielen Dank für das Willkommen!"
"Und das ist der werte Gerfridu, der Onkel den Geschwistern und extra zur Hochzeit seiner Nichte aus Germanien angereist", ergänzte ich fröhlich.
Viola blickte zu ihm auf. Er war groß und stark, sein blondes Haar fiel ihm über die Schultern, und sein Bart war gepflegt. Sein Gesicht war von einem entschlossenen Ausdruck geprägt und er hatte eine animalische Ausstrahlung. Für einen kurzen Augenblick begegneten sich ihre Blicke, und dabei schlug ihr Herz ein wenig schneller und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen begrüßte Sergia dann auch den attraktiven Germanen.
"Und wer bist du?" fragte Sergia den hübschen Jungen, der neben seiner Mutter stand. "Ich bin Gaius Gabinius Dives, der Sohn von Publius Gabinius Secundus und Furia Stella"