Scaevus war nach Hause gekommen, hatte seinem Herren berichtet, dass er Gabinius, Furia Stella und Gabinia
vor dem Rathaus getroffen, und Domina Stella versprochen hatte, ihr den Brief von Sergia Viola in den Thermengarten zu bringen.
"Was wollten sie denn heute alle im Rathaus?", fragte Saturninus, der nicht ganz auf dem Laufenden war, aber Scaevus erwiderte, dass er das nicht wüsste. Sie wären jedoch allesamt guter Dinge gewesen: Gabinius wie ein römischer Bürger gekleidet, so ansehnlich und groß, und die Dame Stella in Hellblau, Türkis und Gold mit Saphirschmuck und die Dame Gabinia mit germanischen Elementen: ein sandfarbenes bodenlanges Kleid mit grünem Blattmustern und einem besonderen Amulett. Scaevus hatte ein gutes Gedächtnis, besonders für Gewänder. Was er aufzählte, klang entschieden nicht nach Alltagskleidung. Dann fiel Saturninus ein, dass er Gerüchte gehört hatte, und er richtete eine weitere Frage an seinen Sekretär:
"Claudius Dobunnus, unser frischgebackener Wagenlenker von uns Blauen, du weißt schon, war nicht zufällig mit dabei?", denn es wurde über eine vor einiger Zeit stattgefundene Verlobung auf dem Comuxhof mit einer römischen
Lady geredet (Zwar war Saturninus selbst aber schon abgereist, doch
Nisca "schrieb" ab und an noch Frowin, und da konnte er sich einiges zusammenreimen) Es musste eine rasche Verlobungszeremonie gewesen sein, denn obwohl der Keltenfürst ja versprochen hatte, Wagenrennen für die Blauen zu fahren, hatte er keinem seiner Vereinsbrüder Bescheid gesagt. Ob er die Gabinia heiraten
musste? Saturninus war nun doch sehr neugierig, und er holte den Brief:
"Weißt du was, Scaevus, ich komme mit dir zum Thermengarten. Heute ist so ein schöner sonniger Tag, das man meinen könnte, am Tiber und nicht am Isca zu sein. Etwas Bewegung tut mir nur gut"
Saturninus ließ sich seine Schuhe bringen, dann verließ er mit Scaevus das Haus. Das war das Schöne an diesem Ort, dass man am helllichten Tag keine Riege von Leibwächtern brauchte, um sich sicher bewegen zu können. Auch Liktoren konnten höchstens die Schweine aus dem Weg scheuchen. In Londinium würde das anders sein, dachte Saturninus, der das ungezwungene Kleinstadtleben doch genoss.
Wenig später erreichten sie den Thermengarten. Er brauchte nicht lange zu suchen, eine fröhliche Gesellschaft lagerte unter einer großen Ulme, und die schönen Frauen vom Gabinierhof wirkten wie lebendige Sommerblumen mit ihren bunten Farben.
Saturninus winkte schon von weitem:
"Salvete!", sagte er und lächelte, seine dunklen Augen blitzten und ruhten gewinnend auf Stella, seiner Verwandten, dann neigte er den Kopf die Gabiniergeschwister zu begrüßen. Gabinius war fast immer freundlich und von entwaffnender Offenheit, aber Gabinia hatte eine spitze Zunge, wenn sie wollte, wobei sie so harmlos und hübsch aussah, und heimlich fürchtete Saturninus sie.
Der Furius näherte sich seiner Cousine: "
Lädst du mich bitte mit ein hier zum Prandium?", fragte er unumwunden, bückte sich und gab ihr die Schriftrolle, die sie erwartet hatte:
"Ein Brief von Sergia Viola, Lentos Schwester", sagte er:
"Sie dachte wohl, dass du noch in der Villa Furia lebst. Salve liebe Cousine. Deine Farben stehen dir ausnehmend gut"