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(06-20-2025, 11:23 AM)Cassia schrieb: Nachdem Cassia Anlauf genommen hatte und dicht an Brans Seite blieb, um im nächsten Moment den freien Fall zu erleben, hatte sie doch tatsächlich ihre Augen fest aufeinander gepresst. Ihre Füße berührten das Nachbardach und Cassia musste leise lachen, als sie sich abrollte. Dabei hatte sie Brans Hand nämlich nicht losgelassen. Das nächste Dach wurde fokussiert und Cassia hüpfte neben Bran von Dach zu Dach. Bis sie schließlich das kleine Tempeldach erreichten. Dort unten schlich der Tempelwächter mit seiner Laterne umher. Der Wächter der immer mürrisch dreinblickte und der keine Kinder leiden mochte. Bäh! Im geheimen streckte Cassia dem Wächter ihre Zunge heraus und drückte sich für einen kurzen Augenblick eng an Bran. Bevor sie ihre Finger fester mit den seinigen verwob. Unter keinen Umständen würde sie seine Hand loslassen. Und so ging ihre Flucht weiter…
Wäre die Situation nicht brenzlig gewesen, hätte ich laut gelacht, denn Cassia traute sich nach dem dritten Sprung, wobei sie sich sehr tapfer gehalten hatte, dem Tempelwächter die Zunge rauszustrecken! So gluckste ich nur in mich hinein. Aber die Situation war wie gesagt brenzlig. Wir hatten nur die Wahl gehabt, uns im Dunkeln die Hälse zu brechen oder eben loszuziehen, wenn es noch nicht
ganz dunkel war.... Wir konnten was sehen, aber andere konnten uns eben auch sehen. Nun hockten wir wie zwei fette Eichhörnchen auf dem Strohdach des Tempelchens. Ich hoffte nur, dass wir damit nicht gegen einen Gott frevelten und schon deswegen hingerichtet werden würden.
Ein dunkelhaariger Bursche schaute bereits zu uns hoch. Und dann kam noch ein anderer mit einem Sattel über der Schulter und einem an den Seiten ausrasierten Schädel. Sie kannten sich, denn sie hielten ein Schwätzchen. Beide sahen sie groß und kräftig aus. Ob es Kelten waren oder Römer konnte ich gar nicht sagen. Ihre Klamotten waren teils, teils.
"Siehst du die Beiden?", flüsterte ich Cassia zu:
"Die beobachten uns. Ob das Sklavenjäger sind?" Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Aber Sklavenjäger hatten doch für gewöhnlich Hunde dabei, und hier konnte ich keinen Hund erblicken:
"Wir müssen vom Dach runter, aber vorsichtig....", ich rutschte ein Stück auf dem Bauch weiter nach unten. Meine Füße hingen nun im Leeren. Das war aber zu weit, und plötzlich hielt ich einen Büschel Stroh in der Hand, anstatt mich festzuhalten, rutschte weiter und landete im Staub.
Wie dumm lag ich erst mal da und schnappte nach Luft. Dann rappelte ich mich auf. Meine beiden Knie waren verschrammt, und meine fast neue Tunika hatte einen Triangelriss:
"Cassi, ich helf dir" ich wollte mich so hinstellen, dass sie beide Füße auf meine Schultern stellen konnte, aber da hatte mich anscheinend der Tempelwächter bemerkt.
Er zog mir mit seinem Stock eins drüber: "Verflixter Bengel, halte dich fern von diesem Ort! Was meinst du, was das hier ist? Ein Trainingsplatz in den Thermen?"
Ich versuchte, meinen Körper vor den Hieben zu schützen:
"Tut mir Leid, ich spreche kein Latein!", sagte ich auf Britonisch.
"Blöder Barbar, zisch nur ab!", fauchte der Tempelwächter und deutete einen Tritt an. Er schien aber zu glauben, dass er seine Pflicht erfüllt hatte. Er stapfte davon.
Jetzt war Cassia dort oben, und ich unten auf dem Platz. Ich konnte nicht abzischen, denn ich wollte ja auf meine Freundin warten. Gleichzeitig fragte ich mich, wo die "Sklavenjäger", so nannte ich die beiden jungen Männer bei mir, abgeblieben waren. Mich würden sie nicht suchen, aber wenn die Furier sie nach Cassia spüren ließen, waren wir in großer Gefahr. Wenn wir nur heile durch das Stadttor kämen!