"Nimmst du Primus mit dir, Tante?", fragte Quiwon ein wenig traurig, aber dann hellte sich sein Gesicht auf:
"Wenn du Primus aber gerne haben willst als dein Tier, liebe Tante, dann nimm ihn als Andenken mit. Ich habe ja jetzt Winiz, um die ich mich kümmern muss. Weißt du, Mama...", wandte er sich an Stella:
"Das der Name Winiz auf Chattisch Freundschaft bedeutet?"
Ich lachte in mich hinein, denn es war noch gar nicht entschieden worden, ob Quiwon der Besitzer des neuen Stutenfohlen werden würde, aber er wollte gerne, und da er ein schlauer kleiner Kerl war, versuchte er, Tatsachen zu schaffen.
Aber es lag auch mit an Stella, was sie richtig und gut fand. Quiwon war zwar ein heller Kopf, doch noch sehr klein, noch in dem Alter, indem die Mütter für gewöhnlich entschieden. Wie bei den Römern taten sie das auch bei uns bis zum siebten Lebensjahr der Kinder.
Ich lächelte meine Stella an, nahm ihre Hand und gab ihr einen sanften Kuss auf ihre Finger. Ja, ich würde mich gerne später mit Stella gemeinsam ausruhen und noch lieber zuvor mit ihr gemeinsam baden. Wir hatten ein
großes Badehaus an unserem Bach, wenn wir uns nicht in der Zinkwanne wuschen, die
im Nebenraum von unserem Cubiculum für die Kinder vorgesehen war.
" Ich komme später. Überlässt du mir bitte deinen Spiros, damit er unsere Briefe gleich Morgen früh zu Andrippus bringt? Er kann sich Sarolf satteln. Wenn du zustimmst, frage ich ihn , ob er sich diesen Botenritt zutraut"
Sarolf war so brav und hätte den Weg nach Hause auch ohne Reiter gefunden, mit ihm war Spiros sicher. Und ja, ich würde den Jungen fragen, ob er wollte. Ich behandelte Spiros nicht anders als Rango, obwohl Spiros ein römischer Sklave war. Wenn er Unsinn machte, wurde ja nicht einmal Quiwon anders behandelt. Spiros gehörte jedoch eigentlich den Furiern und war Stellas Besitz:
"Ich vertrete hier zwar Claras Vormund, doch ohne Einwilligung ihres geliebten Vaters und dem Segen ihrer geliebten Mutter wird sie nicht heiraten wollen, meine liebe Fridila"
Die Hinreise nach
Portus Itius in Gallien dauerte etwa neun Tage, wenn der Silberhändler gute Winde hatte. Dann musste auch die Rückantwort noch überbracht werden. Es war also Eile geboten.
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Nach einer Weile ließen wir, dass die Mägde den Tisch aufhoben, und Clara und ich begaben uns erst einmal in das
Officium, wo wir unsere Schreibutensilien aufbewahrten. Dort würden wir ungestört sein.
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