RE: Damaris oder der Duft von Rosenöl
Saturninus blieb in Damaris Armen. Fast ahnte er, was seinem Leben gefehlt hatte: Herzliche Zuneigung ohne das etwas getan oder erreicht oder dass er eine Rolle einnehmen oder für die Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Weise bezahlen musste. Damaris schien ihn wortlos zu verstehen. Zögernd strich er über ihre Wange: "Du bist ...", begann er und unterbrach sich: Was war sie? Eine junge Peregrina, eine Griechin, eine Haustochter, ein Mädchen mit einem lahmen Bein. Sie war hübsch und wie es bei ihm so war, hatte sie seinen Jagdtrieb geweckt, aber schon heute war ihm dieses Vergnügen schal vorgekommen. Von seinen Gedankengängen bekam Damaris nichts mit. Sie fragte, ob er Corvus Tod ungeschehen machen wollte.
"Nein, nicht jetzt!", erwiderte Saturninus: "Er war ein Verräter, er war ein Spion, er hat den Tod verdient. Es war meine Pflicht, ihn anzuklagen, und es war die Pflicht des Statthalters, ihn zu verurteilen. Ich würde mir eher wünschen, ihm niemals begegnet zu sein! Dann hätte niemand von uns etwas tun müssen"
Nun erzählte Damaris von ihrer syrischen Mutter, und Saturninus lächelte sie an:
"Gewiss gleichst du ihr. Ihr vermisst sie sehr, nicht wahr? Und ja, du hast die gütigen Augen von Menandros geerbt. Deine Gehhilfe nimmt niemand wahr, der mit dir sprichst, denn du bist lieblich und hast eine schöne Stimme. Wenn sich ein Mann daran stört, so ist er ein Dummkopf", Saturninus ließ seine Hand auf ihrer Wange liegen, bevor er sie sinken ließ:
"Nun lebe wohl, liebe Damaris, bis wir uns wiedersehen", sagte er in sehr weicher Stimmung:
"Wenn Menandros und du meine Freunde sein wollt, dann würde mich das freuen"
Er gab ihr einen keuschen Kuss auf die Stirn, dann war Damaris entlassen (Den Kaufbetrag würde ihr Scaevus noch bringen; eine junge Dame mit einem so hohen Geldbetrag in der Tasche lockte auf dem Weg nur Diebe an)
Was ist los mit mir?, dachte Saturninus nachdenklich. Ob er alt wurde? Einen Moment sah er sich ergraut mit einer grauhaarigen Serena an seiner Seite, eine Enkelschar zu Füßen auf dem Furischen Landgut. Vielleicht war das das wahre Leben, war es schon immer gewesen, und er hatte es nicht erkannt. Und gerade hatte er, der stolze Furius, der niemanden mit einer geringen Ahnenreihe als ebenbürtig anerkannt hätte, tatsächlich einem dubiosen Griechen und dessen behinderten Tochter seine Freundschaft angeboten.
Was für ein merkwürdiger Tag.
|