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[Claudia Sabina]

Kaum war ich wieder im trauten Heim von Fabia Tertia angelangt, hatte Agamedes einen Brief von Kiki für mich. Ich schenkte meinem alten Lehrer ein Lächeln, dann entschuldigte ich mich, weil ich sofort lesen wollte. Hoffentlich war mir meine Freundin nicht gram? Aber nein, ich las:

Kiki grüßt ihre Freundin Sabina! Ich war die letzten Tage viel unterwegs und habe deine Nachricht daher erst sehr spät erhalten. Und ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht, aber auch erleichtert war. Als du mir diesen alten Anwalt auf den Hals gehetzt hast, um mich auszubezahlen, dachte ich schon, meine Verbündete gegen die langweilige und sittenstrenge Welt verloren zu haben. Wenn du allerdings bei der langweiligen Mutter der lieben B. wieder wohnst, hast du es eindeutig gerade schwerer als ich, die ich mir beim Schreiben dieses Briefes gerade die Füße von einem gutaussehenden, sehr talentiertem Sklaven massieren lasse. Ich nehme an, es wäre zu auffällig, wenn du bei mir vorbeikommst, oder ich bei dir. Also sag besser du, wo wir beide uns mal wieder unterhalten können. Gruß und Kuss

Der "alte" Anwalt? Da wusste ich etwas, was selbst Kiki nicht ahnte und was ich nicht einmal ihr anvertrauen würde. Da war viel Feuer unter dem Talar! Aber die Verbündete gegen die langweilige und sittenstrenge Welt war ich nur zu gerne.

"Agamedes, kannst du mir gleich einen Brief besorgen?", fragte ich, und mein Hauslehrer schmunzelte. Er, der Griesgram, der mir kaum je ein gutes Wort schenkte und mich strändig im Namen der alten Stoiker mahnte, schmunzelte! Da begriff ich, dass er heimlich  - vielleicht? - eine kleine Schwäche für Hetären hegte, Kiki kannte er ja noch nicht persönlich.
Deshalb hatte auch er mir den Brief aufbewahrt und sofort gegeben und nicht etwa Anaxarete (die hätte ihn eher versteckt).

Ich schrieb auf eine andere Tabula:

Sabina grüßt ihre Freundin Kiki wieder, küsst und umarmt sie und jubelt: Was habe ich für ein großes Glück, dass Du dich just gemeldet hast! Denn gerade steht mir der Sinn nach Ludi Pilae auf der Palaestra der hiesigen Thermen, wo im Gegensatz zu Iscalis uns Damen stets der Zutritt gewährt ist, zumal mir ein Anwalt (ja genau jener) berichtet hat, dass auch die aufstrebende männliche Jugend von Londinium dort trainiert, sogar die aus höchsten Kreisen. Was für ein langer Satz!  Ich hoffe nur, dass auch dir der Sinn nach ein wenig Training steht. Ansonsten sehe ich dich vor meinem geistigen Auge: Schön wie immer, umgeben von deinen treuen Dienern, die dich gewiss sehr verehren und Dir allesamt ihr BEstes geben, während meine zwar durchaus treu sind, aber na ja... Wie wäre es denn mit gleich Übermorgen nachmittag zur neunten Stunde am Eingang zum Damentrakt? Ich bringe auch die Bälle mit.

Ich überreichte Agamedes den Brief >>>  und schickte Rosula mit einer der Fabiasklavinnen auf den Markt, Spielbälle in allen möglichen Größen und Festigkeiten zu besorgen....