RE: Cubiculum des Marcus Nautius Philus
Wie gut das der Grieche nichts von den Gedanken des blonden Römers ahnte. Denn dann hätte er seinem kýrios ganz gehörig die Meinung gesagt. Eben, dass er definitiv ein kluger Kopf war und garantiert kein Dummkopf. So jedoch blieb der Korinther eben stumm und musterte den Blondschopf schweigend. Obwohl, blitzte es da nicht für den Bruchteil einer Sekunde in Astérios Augen dunkel auf? “Wenn ich dich jemals hintergehen sollte, dann schlage mir den Kopf ab.“ Erklärte der Aschblonde mit einem wahrlich ausdruckslosen Klang in seiner Stimme. Als würde ihn dieses Thema überhaupt nicht tangieren. Als wäre es ihm vollkommen egal was mit ihm geschah, sollte er seinen kýrios hintergehen. Zum Glück konnte sich der Grieche auf die Massage seines Herrn konzentrieren und musste sich somit nicht mit sich selbst beschäftigen. Denn Gedanken über sich selbst gehörten sich nicht. Waren falsch und schädlich. Dies hatte sein alter Meister immer gemeint, wenn sich Astérios dann doch zu sehr in seinen eigenen Gedanken verstrickt hatte. Da war der Stock noch das kleinere Übel. Und während Astérios daran dachte, huschte doch tatsächlich ein feines Lächeln über seine Lippen. Bevor er seine gesamte Aufmerksamkeit nun doch ausnahmslos seinem Herrn schenkte. Schließlich sollte sein kýrios am morgigen Tag ohne schmerzende Schultern und verspannten Nacken aus seinem Bett aufstehen können. Wobei. wenn es nach dem Aschblonden ging… Nein! Er durfte den Blonden nicht ständig über Gebühr beanspruchen. Schließlich brachte es alles nichts, wenn sein kýrios mit rot geäderten Augen und tiefen Augenringen an seinem Schreibtisch in der Verwaltung saß und seine Augen kaum offenhalten konnte. “Ich danke dir kýrios.“ Antwortete Astérios bescheiden, als der Blondschopf meinte, dass der Leib und die Seele des Kriegers weiterhin dem Nautier gehören würden.
Als sein kýrios erneut damit anfing, dass er ihm eine Belohnung für seine guten Dienste geben wollte, spannte sich Astérios unwillkürlich an und knirschte mit den Zähnen. “Ich brauche nichts. Wirklich nicht kýrios. Ich bin froh, dass ich dir dienen darf. Das ist alles was ich begehre.“ Wiederholte der Aschblonde mit einem wahrlich entschiedenen Klang in seiner Stimme. Und am liebsten hätte er nun seine Finger fest um die Kehle des Nautiers gelegt, dessen Kopf in das Polster gedrückt und sich besonders intensiv gegen ihn gepresst. Doch all‘ dies widersagte sich der griechische Krieger. Stattdessen atmete Astérios tief durch. “Ich bin kein römisches Liebchen kýrios.“ Erinnerte Astérios seinen Herrn und musterte den Nautier mit einer steilen Falte zwischen seinen Augenbrauen. Ob sich der Römer durch die Worte seines Sklaven angegriffen fühlen würde? Immerhin hatte Astérios ihm gerade unterstellt, ein verweichlichter Römer zu sein. So interpretierte Astérios nämlich das Wort ‚Römerliebchen‘.
“Wenn du nach Londinium umziehst. Lass mich nicht hier. Nimm mich mit. Auch wenn dir die Provinzialverwaltung höchstwahrscheinlich bessere Leibwächter zur Verfügung stellen wird. Ich werde jede Aufgabe annehmen die du mir aufträgst. Aber nimm mich mit.“ Forderte Astérios im nächsten Moment, nachdem er doch einige Augenblicke lang geschwiegen hatte. Wie um sich zu sammeln. Beziehungsweise, um die richtigen Worte zu formulieren. Mit der Massage hatte Astérios pausiert, war es ihm ohnehin nicht mehr möglich. Denn sein kýrios hatte nach seiner Hand gegriffen und Astérios spürte die glatte Haut der Wange seines Herrn. Kurzzeitig intensivierte sich der Druck gegen die Wange des Römers.
|