RE: Cubiculum des Marcus Nautius Philus
Die Tatsache, dass ihn sein kýrios verdächtigte, ein griechischer Spion zu sein, verletzte Astérios doch sichtlich. Auch wenn er sich diese Gefühlsregung nicht anmerken ließ. Oder zuckte da doch kurz eine seiner Augenbrauen in die Höhe? Hm. Dies fiel bestimmt nur auf, wenn man sich den aschblonden Sklaven genauer betrachtete. Und wer sollte einem Sklaven denn auch nur einen Wimpernschlag länger als unbedingt nötig ansehen, hm? Richtig! “Kýrios? Deine Aussage verletzt mich.“ Gelang es dem Aschblonden dann doch über seine Lippen dringen zu lassen. Auch wenn er wusste, dass seine Aussage den blonden Römer wohl kaum tangierte.
Gekonnt griff Astérios nach einem der Weinpokale und reichte diesen seinem Herrn, bevor er den Nautier in einen der bequemen Sessel dirigierte. Er sollte es sich dort gemütlich machen. Und dies tat der blonde Römer daraufhin. Worauf Astérios still vor sich hin lächeln musste. “Ich bin dein Sklave kýrios.“ Kommentierte Astérios die Worte des Römers, dass er immer zu wissen schien, nach was es dem Nautier verlangte. Wenn Astérios dies nicht wissen würde, dann wäre er ein schlechter Sklave. Aus dem Augenwinkel konnte sich der Blonde gemustert fühlen, als dieser einen, zwei, gar drei Schlucke von dem Wein nahm. Sein kýrios wollte sich hier doch nicht etwa betrinken? Wobei? Mit drei Schlucke Wein würde dies sehr schwer werden. Auch wenn Astérios wusste, dass sein kýrios nicht wirklich viel Alkohol vertrug. Dies hatte er bereits am eigenen Körper zu spüren bekommen, als er den Nautier nach einer Partie der Circuspartei torkelnd in die Villa schaffen musste.
“Nun. Ich habe gehört, dass Londinium eine sehr schöne Stadt sein soll.“ Antwortete der Aschblonde und blickte an dem Nautier vorbei. Fixierte die ihm gegenüberliegende Wand. Als sein kýrios meinte, dass es ihm früher gereicht hätte, wenn er ein kleines Stück Land, so wie hier in Iscalis besessen hätte. Jetzt aber wäre er ambitionierter und deswegen müsste er unbedingt mit nach Londinium. Eine Tatsache, die Astérios doch sehr verwunderte. Auch wenn er seine Gesichtszüge meisterhaft unter Kontrolle behielt. “Du strebst eine Karriere in der Verwaltung an kýrios?“ Stellte Astérios das naheliegendste fest. Und wandte seinen Blick nun doch von der gegenüberliegenden Wand, hin gen seines Herrn. Nur um sich schließlich hinter den Sessel zu stellen und seine Hände auf die Schultern des Blonden zu legen. Die Nacken- und Rückenmassage konnte beginnen. Gekonnt knetete Astérios den Rücken und Nacken seines kýrios und klopfte sogar mit seinen zu Fäusten geballten Fingern gegen seine verspannte Muskulatur. Nicht so dass es ihm erhebliche Schmerzen bereiten würde. Aber dieses Klopfen durfte sein Herr ruhig spüren.
Als sein Herr zu ihm empor blickte und Astérios gerade dabei war, seine Daumen ganz besonders tief in die verhärtete Nackenmuskulatur zu drücken, zuckte der Aschblonde bei der Frage seines Herrn dann doch zusammen. Ja, was geschah mit ihm. Würde er sich auf einem Sklavenmarkt wiederfinden? Was hatte sein kýrios mit ihm vor? Hart das Herzklopfen des Korinthers in diesem Moment. Denn mit einem mal war Astérios unwohl in seiner Haut. “Ich bin dein Sklave kýrios. Du wirst wissen wo ich am besten aufgehoben bin.“ Ob bei Frowin, um diesen zu trainieren. Oder an der Seite seines Herrn in Londinium. Denn Astérios hatte hierbei ohnehin kein Mitspracherecht, wenn er ehrlich war. Sein Herr entschied über ihn. Über sein Leben. Seinen weiteren Werdegang. Die Tatsache, dass sein kýrios die Möglichkeit in Betracht zog ihn freizulassen, ließ Astérios unwillkürlich versteifen. “Mich freilassen? Nach Griechenland? Korinth? Ich weiß nicht. Dort lebt niemand mehr, dem ich etwas bedeute. Ich habe mich mit Leib und Seele an dich gebunden kýrios.“ Antwortete der Aschblonde und drückte seine Finger nun doch eine Spur zu fest unter die Schulterblätter seines kýrios. Ein Anflug von Zorn und auch Angst vor seiner Zukunft begleiteten diese Berührung.
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