RE: Oecus | Besuch von Claudia Sabina
Oh große Götter: Wie er aussah?
Leander saß einen Moment lang nur da und blinzelte. Aber ja, Claudia Sabina war ein junges Mädchen, egal wie sehr sie sich auch als große Dame ausgeben mochte, und da nicht besser oder schlechter als die anderen jungen Damen, für die das Aussehen eines zukünftigen Partners häufig noch wichtiger war, als deren Charakter. Eine Sache, die Leander inzwischen noch sehr viel deutlicher anders sah, als vor seiner Ehe. Denn seine Ehefrau war zweifellos hübsch anzuschauen, hatte ihm aber abseits davon bislang nur Kummer bereitet. Könnte er ihre Schönheit gegen Tugenden eintauschen, die er deutlich mehr schätzte, er würde es tun.
“Wie gesagt, er beteiligte sich nicht an dem Gespräch und hat nichts gefragt. Er kam nur herein, hörte zu, aß und ging wieder mit dem Hinweis, dass er die Thermen besuchen wollte.“ Insgesamt hatte auch der Legatus Augusti nicht nach Claudia sabina, ihrem Charakter oder ihrem Aussehen gefragt. Aber da Sabina schon zuvor bei ihm gewesen war und unter anderem die Vormundschaft hatte ändern lassen, hatte Petilius Rufus sie wohl ohnehin schon in Augenschein nehmen können.
“Und er ist in etwa meine Größe, vielleicht ein paar Finger mehr. Dunkle Haare. Schlank, aber nicht mager. Ich denke, die meisten würden ihn gutaussehend nennen, wenn auch nicht auf die Art eines Schönlings.“ Was sollte Leander noch erzählen? So genau hatte er den jungen Mann ja auch nicht gemustert.
“Es klang so, als sei er häufiger in den Thermen. Wenn du wagemutig sein willst: Die Palaestra in der Therme ist für beide Geschlechter geöffnet.“ Oftmals hatten die sittenstrengsten Damen etwas dagegen, gemeinsam mit nackten Männern in den Thermen zu sein und mieden daher die Sportanlagen. Die Männer störten nackte Damen da erfahrungsgemäß eher weniger. Und auch bei den Damen gab es durchaus genug, die sich entweder am Anblick der nackten Männer erfreuen wollten – und oftmals bitter von den älteren Herrschaften und ihren nicht mehr ganz so strammen Körpern enttäuscht wurden – oder die es schlicht nicht störte und die ihren sportlichen Aktivitäten einfach nachgehen wollten.
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