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Irrungen, Wirrungen - Verloren in Londinium
04-12-2025, 11:15 PM,
Beitrag #13
RE: Irrungen, Wirrungen - Verloren in Londinium
Ich warf den beiden Frauen nur einen flüchtigen Blick zu. Wahrscheinlich hätten andere Männer sich gefreut, in so einer Situation wählen zu dürfen. Doch mir war der Appetit vergangen. Auf alles.
"Nein", sagte ich knapp. "Ich bin nicht in der Stimmung."
Ich starrte auf den dampfenden Eintopf, doch ich rührte das Essen nicht an, auch wenn es noch warm war und gut duftete.  Auch ein Tonbecher mit diesem dünnen, sauren Wein stand vor mir. Ich verzog das Gesicht, ohne ihn überhaupt zu probieren.

"Essig", hatte der Furius die Qualität des Weines kommentiert– da hatte er recht. Ich hatte Wein noch nie gemocht. Zu süß,zu faul, zu römisch. 
"Wenn’s nach mir ginge, würde ich ein ordentliches Bier nehmen", murmelte ich leise. War der Wirt nicht Gallier? Ganz sicher hatte er auch Bier im Ausschank. Aber ich wollte den furius nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich hatte er mich eingeladen. Also rührte ich auch den Becher nicht an, obwohl der Alkohol ganz sicher meinen Schmerz hätte betäuben können.

Furius Saturninus holte das Thema wieder hervor – Aglaia und das Kind. Ich wusste, dass er es nicht aus Mitgefühl tat. Vielleicht war es nur bloße Neugier.
"Ich weiß nicht, wie es ihr geht", antwortete ich ruhig.
Das ihr ließ ich bewusst in der Luft stehen. Ich kannte nicht einmal ihren Namen. Und das tat mehr weh, als ich zugeben wollte.
"Ich habe sie nicht gesehen", sagte ich.
Die Worte kamen schwer, wie Steine, die ich mit mir herumtrug.
"Aglaia behauptet, ich sei nicht ihr Vater. Sie hat mir gedroht, meine Freilassung rückgängig zu machen, sollte ich mich ihr oder dem Kind noch einmal nähern."
Ich lachte trocken. Kein fröhliches Lachen, sondern eins, das in der Kehle hängen blieb.
"Sie weiß genau, wo sie mir wehtun kann. Und sie hat getroffen."
Ich lehnte mich zurück, atmete langsam aus.
"Ich wollte Vater sein. Ich hab mich gefreut, als sie mir damals sagte, dass sie schwanger ist. Wir beide hatten Pläne gemacht. Wir wollten zusammen nach Londinium gehen, ein neues Leben aufbauen. Eines, in dem sie sich nicht mehr verkaufen müsste..."
Meine Stimme wurde leiser.
"Aber für sie war ich nur Mittel zum Zweck. Sie wollte nie wirklich mit mir eine Familie gründen."
Ich schwieg kurz, schluckte.
"Ich weiß nicht, was sie diesem Kerl alles erzählt hat, über sich und über ihre Tochter. Ganz sicher nicht die Wahrheit. Wahrscheinlich ist sie nur hinter seinem Geld her."
Ich blickte den Römer direkt an.
"Vielleicht hab ich ja wirklich keine Tochter. Vielleicht ist das der Preis für meine Freiheit."
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RE: Irrungen, Wirrungen - Verloren in Londinium - von Licinianus Owain - 04-12-2025, 11:15 PM

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