Agamedes erinnerte sich an den Namen des schwarzen Sklaven, der uns in den Oecus führte und begrüßte ihn freundlich als
Hector. (Brummig war Agamedes nur mir gegenüber) Also musste dieser ein Diener sein, den Plautius Leander aus Iscalis mitgebracht hatte.
Anaxarete nahm etwas hinter mir auf einem Hocker Platz; Agamedes blieb auf eigenen Wunsch an der Wand angelehnt stehen.
Ich schaute mich um und atmete tief die süße Frühlingsluft ein. Welch schöne Blumen in dieser Oase inmitten in der Stadt blühten. Während ich etwas Süßes und sehr Wohlschmeckendes trank, labte ich auch meine Augen an dem Garten mit seinen blühenden Bäumen. Ob das eine ein Kirschbaum war? Ich mochte Kirschen sehr gerne. Ich mochte auch Blumen, nur von Lilien hielt ich mich fern, die
brachten mich zum Niesen.
Da trat schon Plautius Leander ein, und ich erhob mich, da er mein Vormund war, ihm zu Ehren. Außerdem konnte ich ihm so zeigen, dass ich zwar wieder schlank, doch für meine Verhältnisse geradezu
schlicht gekleidet war.
"Salve, werter Plautius Leander und danke für deine guten Wünsche. Ich habe von einem gesunden Jungen entbunden und alles gut überstanden, ja. Es geht Cato Minor bestens, zumindest hat man mir das berichtet", antwortete ich. Anaxarete hatte recht behalten, es tat, weil ich mein Kind ja nie gesehen hatte, nicht mehr weh, über ihn zu sprechen. Ich tat es sogar mit einem gewissen Stolz. Ich hatte bewiesen, dass ich die Mutter von Söhnen sein konnte, was meinem zukünftigen Ehemann hoffentlich gefallen würde.
Aufmerksam blickte ich Plautius Leander an; ich mochte sein Gesicht mit den klugen Augen und überhaupt den ganzen Mann. Es hatte etwas Anheimelndes, ihn hier in Londinum wieder zu treffen. Täuschte ich mich, oder wirkte er etwas angespannt? Ob er zu viel arbeitete? Das lag auch mit an mir, und ich nahm mir gleich vor, ihm so wenig Arbeit wie möglich zu machen.
"Ich hoffe, dass auch deine Familie sich guter Gesundheit erfreut. Diese Villa hier ist so hübsch und...sehr großzügig..." Die Räumlichkeiten waren fast schon überdimensioniert, als sei dies ein Haus für Giganten. Ich stellte es mir für Leanders Ehefrau schwierig vor, hier so etwas wie persönlichen Stil hineinzubringen:
"Dieser Garten ist wie aus einer Hirtendichtung komponiert, als würde die Deckendekoration direkt mit hineingeflochten sein! Ich hoffe doch, dass du ihn auch nutzt, um hier zu lustwandeln und dass Du nicht nur den ganzen Tag arbeitest. Ich habe ein schon ein wenig ein schlechtes Gewissen, da ein Teil deiner Arbeit mit mir zusammen hängt. Bitte erhalte deine Gesundheit, werter Plautius Leander", ich legte etwas den Kopf schief und lächelte meinen Tutor herzlich, aber ein wenig mahnend an:
"Ich danke dir noch einmal sehr dafür, dass du meine Interessen bei den Hochzeitsverhandlungen vertreten hast", bestimmt würde Plautius Leander mich noch umfassend informieren, aber eine andere Frage brannte mir auf der Zunge, und das Brennen ließ mich ein wenig erröten:
"Lucius Petilius Vindex", wie oft hatte ich schon seinen Namen ausgesprochen, leise, langsam, wie eine süße Frucht, voller Hoffnung, voller Sorgen, ihn der Großen Isis anempfehlend, als er auf dem Schiff nach Britannien übersetzte, und nun sagte ich ihn langsam wieder:
"Du hast ihn kurz sehen können? Da hast du mir etwas voraus. Wie ist er denn so?"