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Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken
04-09-2025, 06:24 PM,
Beitrag #3
RE: Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken
Ich trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Die Luft im Raum war schwer, fast klebrig, und ich spürte seinen Blick auf mir – nicht laut, nicht mit sichtbarem Zorn, aber kalt. Wie ein Hauch aus Eis auf meiner Haut. So voll Erwartung, so voll Enttäuschung, dass es mir die Kehle zuschnürte. 
Ich wusste sehr genau, weshalb er mich und Nicander herzitiert hatte, und ich fühlte mich, als wäre ich wieder ein Kind, das beim Naschen erwischt wurde. Wie ein dummes kleines Mädchen, das sich mit klebrigen Fingern vor seinen Vater stellt und hofft, dass das Donnerwetter nicht allzu schlimm ausfällt.

"Ich …" setzte ich an, aber meine Stimme versagte. Kurz sah ich zu Nicander hinüber, als könnte er mir helfen oder mir einen Funken Mut schenken, doch dann schüttelte ich den Kopf. Nein. Wenn ich hier stand, dann stand ich für mich selbst. Er hatte nur Befehle befolgt - meine Befehle.

"Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist." Meine Worte kamen kaum hörbar über meine Lippen und wahrscheinlich würde er sie auch nur für eine dumme Ausrede halten. "Ich dachte, es wäre nicht so wichtig. Nicht wirklich. Ich wollte dich nicht verärgern. Es war dumm. Vielleicht sogar kindisch. Aber es war nicht aus Bosheit. Bitte, glaub mir das."

Ich ging einen Schritt nach vorn, legte meine Hände übereinander, löste sie wieder, ließ sie aneinander vorbeigleiten – ich wusste nicht, wohin mit mir. „Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe und ich weiß, ich kann es nicht ungeschehen machen. Ich bin vielleicht wirklich nicht gut genug für dich..." Nein, nein, daran sollte ich nicht einmal danken. Ich senkte den Blick, atmete tief durch, zwang mich zur Ruhe, bevor ich weitersprach. "Es tut mir sehr leid! Wirklich... und ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Aber ich konnte nicht anders. Das musst du mir glauben." Für einen Moment rang ich mit mir. Ich wollte erst nichts sagen. Wollte es lieber verschweigen. Denn wahrscheinlich würde er mir kein Wort glauben. Aber ich spürte, dass es nicht richtig wäre. Also zwang ich mich, weiterzusprechen, leiser jetzt, fast flüsternd:
"Ich konnte nicht anders nach dem Bad. Ich konnte keine Ruhe finden, konnte nicht ruhig sitzen. Alles hat gekribbelt. In meinem Kopf, unter meiner Haut, in meinem Bauch – es hat mich fast wahnsinnig gemacht. Ich wusste nicht, was los ist mit mir. Ich hab mich gefühlt, als würde ich gleich... platzen."
Ich lachte leise, bitter, mehr über mich selbst als über die Situation. "Nicander hat mir mal erklärt, dass Männer mit einer Frau schlafen müssen, weil sie sonst vor lauter Samen in sich platzen. Und ich… ich weiß, das klingt dumm. Wirklich dumm. Aber ich hab mich genauso gefühlt. Als müsste ich explodieren, wenn mich niemand … wenn mich niemand berührt."

Ich hob den Blick wieder, ganz langsam. "Ich wollte nicht, dass es er ist. Ich wollte, dass du es bist. Aber du hast mich abgewiesen. Und dann war da niemand mehr. Nur er."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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RE: Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken - von Norbana Orestilla - 04-09-2025, 06:24 PM

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